Vorwort

Ich schreibe dieses Vorwort nicht ohne gewisse Hemmungen. Es ist das erste Mal, daß ich ein Vorwort schreibe, ohne den Inhalt des deutschen Textes zu kennen. Aber dennoch habe ich mich ohne Bedenken dazu entschlossen, weil ich Uri Avnery vor Jahren kennengelernt und ihn in jeder Beziehung bemerkenswert gefunden habe. Einige seiner Bücher habe ich gelesen und bis auf ein Mißverständnis in einer englischen Ausgabe habe ich nichts einzuwenden. Dieses richtig zu stellen ist mir dieses Vorwort eine willkommene Gelegenheit. Uri Avnery wird sehr oft von seinen Landsleuten als der Mann charakterisiert, dem es gelungen ist, den israelischen "Spiegel" zu machen, d. h. unbekümmert um Sympathien und Antipathien Fakten wiederzugeben, wobei gleichzeitig eine gewisse Parteilichkeit erkennbar sein soll. Die meisten Menschen glauben, wenn sie den Eindruck haben, es mit einer gewissen Parteilichkeit zu tun zu haben, daß in dem Augenblick, in dem diese erkennbar ist, die Fakten an Wahrheitsgehalt verlieren. Das stimmt nicht. In der angelsächsischen Welt kann man mit der Sprache so präzise umgehen und zudem haben die Leser besondere Voraussetzungen durch viele Jahrzehnte des Umganges mit der Presse, daß sie in diese Gefahr weniger geraten als das im deutschen Sprachraum der Fall ist. Journalisten wie Uri Avnery, die zu dieser Art von publizistischer Tätigkeit neigen, können sich mit dem Wort der JohannesOffenbarung trösten, das da heißt: "So aber weil Du lau bist, und weder heiß noch kalt, so will ich Dich ausspeien..."

Uri Avnery bin ich aber in einer anderen Eigenschaft begegnet, nicht in der als Journalist. Er war Verbindungsmann zu meinem Freund Issam Sartawi, mit dem ich während vieler Jahre in ständigem Kontakt gewesen bin. Unsere Gespräche haben jedesmal viele Stunden gedauert und in den verschiedensten Teilen Europas stattgefunden. Issam Sartawi war der Mann, der die Brücke der Verständigung zwischen klugen und versöhnlichen Israelis einerseits und realistisch denkenden Palästinensern andererseits schlechthin dargestellt hat. Es war dies in einer Zeit fast unüberwindbarer menschlicher Hindernisse. Und wenn ich auch Palästinensern seit meiner ersten Begegnung mit Arafat ständig begegnet bin, so war doch das Erlebnis der Persönlichkeit Issam Sartawis ein besonderes, weil immer dann, wenn er mit Israelis oder - was häufiger vorkam - mit Menschen jüdischer Abstammung zusammentraf, sich sehr rasch eine innere menschliche Beziehung entsponnen hat. Ein klassisches Beispiel dafür ist der Umstand, daß ihm zusammen mit Lova Eliav der sogenannte "Dr. Bruno Kreisky-Preis für Verdienste um die Menschenrechte"

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