verliehen wurde, den beide sich entschlossen haben, in einer gemeinsamen, öffentlichen Zeremonie entgegenzunehmen. Das hatte große symbolische Bedeutung.

Durch Uri Avnery habe ich auch General Matti Peled kennengelernt, einen der mutigsten und entschlossensten Männer israelisch-palästinensischer Versöhnung, dessen Gegensätze zu den führenden Politikern Israels bei diesen geradezu persönliche Abneigung hervorrufen. Die führenden Politiker Israels gehen leichtfertig mit dem Leben arabischer Menschen, aber auch mit dem junger israelischer Soldaten um. Und beide werden so die zusätzlichen Opfer des Konflikts.

Diese Erfahrungen haben mich veranlaßt, gegenüber einem jungen Journalisten schon im Jahre 1978 in einem Hintergrundgespräch - das aber meine Meinung wiedergegeben hat und das ich nicht abstreite - die israelische Regierung als semifaschistisch zu bezeichnen. Man hat diesen Ausdruck nicht verstanden. Semifaschismus hat mit Semiten gar nichts zu tun, sondern die Kennzeichen des Semifaschismus sind im wesentlichen für mich drei: erstens, daß Politiker an den Krieg als Mittel der Politik letzten Endes glauben und ihn auch praktizieren; zweitens, daß sie Volksgruppen, in diesem Fall den Palästinensern, mit den Mitteln der Apartheid beikommen wollen; und drittens, daß sie für ihre Mitbürger die Demokratie respektieren, andere aber als rechtlos betrachten. Der Begriff Apartheid ist untrennbar mit Südafrika verknüpft und heute zu einem Inbegriff des politisch Hassenswerten geworden. Den damaligen israelischen Ministerpräsidenten Menachem Begin und den Likud-Block habe ich so bezeichnet vor allem auch wegen ihrer lange zur Schau gestellten Gleichgültigkeit und Verachtung der Annäherung Sadats an Israel. Wenn Issam Sartawi gesagt haben soll, daß ich mit dem Vorwurf des Semifaschismus Mitterrand gemeint habe (Seite 291 in diesem Buch), ist das eine gröbliche Entstellung deshalb, weil ich Mitterrand für einen der bedeutendsten Männer unserer Zeit halte und glaube, daß er zu den ganz großen Namen der französischen Demokratie gehört. Vielleicht habe ich einmal im Gespräch mit Issam Sartawi gemeint, daß sich Frangois Mitterrand auch in besonderer Weise für militärische Aspekte der europäischen, vor allem der französischen Politik interessiert, und er hat ja auch in dieser Beziehung einen beträchtlichen Beitrag zur deutsch-französischen Versöhnung geleistet.

Aber zurück zu Uri Avnery. Ich habe mit großem Interesse sein Buch "Israel ohne Zionisten" gelesen und vor allem die Offenheit bewundert, mit der er die damals anläßlich der Gründung des Staates Israel begangenen Unmenschlichkeiten kritisiert. Wer ist Uri Avnery eigentlich? Er hat das selbst beantwortet: ein patriotischer und seinen Pflichten bewußter Bürger des Staates Israel. Wir haben uns also nicht nur gefunden in der gemeinsamen Freundschaft zu Issam Sartawi, sondern auch in einer immer stärkeren Übereinstimmung, was

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