"Er ist Junggeselle, wissen Sie", neckte Darwish, "wollen Sie ihn nicht heiraten?"

"Nein, nein!" protestierte Arafat, "das nun auch wieder nicht!" Und gleich darauf: "Aber wenn das eine Lösung brächte, warum nicht?1 Man konnte ohne weiteres für einen Augenblick vergessen, daß wir uns mitten im Krieg, mitten im Kampf befanden. In diesem Moment glaubte Arafat ebenso wie ich, ebenso wie eigentlich jeder, daß Ariel Scharon im Begriff war, Westbeirut anzugreifen, um die dortigen PLO-Truppen zu vernichten, um Arafat zu töten. In eben diesem Augenblick waren mit Sicherheit Hunderte von Falangisten und israelischen Agenten in Westbeirut auf der Suche nach ihm. Eine Art Euphorie lag in der Luft, wie Menschen sie spüren, die wissen, daß sie jederzeit sterben können, daß ihre Überlebenschance gering ist, daß sie jedenfalls nicht mehr in ihrer Macht, sondern in den Händen Allahs oder Gottes oder des schlichten Glücks liegt. Ich habe sie manchmal gespürt, als ich 1948 Frontsoldat war.

Es war ein todernstes Treffen und eine todernste Diskussion, auch wenn es leichtere Momente gab. Wir fühlten, daß wir Geschichte machten.

Noch vierundzwanzig Stunden zuvor hatte ich allerdings kaum von diesem Treffen zu träumen gewagt.

*

In Begleitung eines Offiziers vom israelischen Heeressprecheramt war ich, wie schon öfter seit Ausbruch des Krieges, zwei Tage zuvor nach Beirut gekommen. Ich hatte den Sprecher gebeten, mich dort mit meinen beiden Assistentinnen allein zu lassen, weil ich Politiker interviewen wollte. Das war zwar höchst unüblich zur damaligen Zeit, aber es wurde genehmigt.

In der israelischen Militärkommandantur in Beirut stieß ich auf ein paar ausländische Journalisten, die in der Stadt arbeiteten. Einer von ihnen, ein Kameramann des deutschen Fernsehens, der mich einmal in Tel Aviv interviewt hatte, bot mir die Telefonnummern wichtiger Politiker wie Bashir Jumayil, Camille Schamoun und anderer an. "Wollen Sie auch Arafats Nummer?1 fragte er.

Ich war verblüfft. "Kann man ihn denn anrufen?"

So erfuhr ich das Erstaunliche: Trotz des Krieges und der Belagerung Westbeiruts funktionierten die Telefonverbindungen zwischen beiden Teilen der Stadt weiter. Das Vermittlungsamt lag im Westteil.

Ich schrieb mir die Nummern auf und versuchte im Laufe des Tages mehrmals, Verbindung zu bekommen. Niemand hob ab. Man hatte mir gesagt, die PLO-Büros in Westbeirut wechselten ihren Standort täglich, um sich gegen die Sorte von Überfallkommandos zu schützen, für die die israelische Armee berühmt ist.

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