Ungewißheit, und dann ein Anblick, bei dem mein Herz vor Freude hüpfte.

Es war Ghazi, ein PLO-Vertreter, den ich seit vielen Jahren kannte, seit den ersten Tagen unserer Kontakte in Europa. Er rannte zu mir herüber und wir umarmten uns. Nie im Leben habe ich mich so gefreut, jemanden zu sehen. Von da an war alles einfach. Wir entließen unser libanesisches Taxi, das immer noch im Stau steckte, und passierten den Kontrollpunkt. Die wilden Kämpfer musterten uns neugierig. An der Seite stand eine Gruppe von Leuten. Einer von ihnen war, wie ich erfuhr, der Mann, mit dem ich in der vergangenen Nacht gesprochen hatte, Imad Shakur. Ich stellte auch fest, daß ich ihn kannte: er hatte vor Jahren in Tel Aviv zu meinen Mitarbeitern gehört, als wir eine arabische Ausgabe der Zeitschrift herausbrachten. Er war dann verschwunden - war nachts über die Grenze gegangen und hatte sich den PLO-Truppen angeschlossen, wie so mancher junge Palästinenser mit israelischer Staatsbürgerschaft. Er hatte an der Hebräischen Universität in Jerusalem studiert und sein Hebräisch war perfekt.

Einer in der Gruppe war uniformiert, schnurrbärtig, sehr steif, sehr korrekt. Er war, so stellte sich heraus, Arafats persönlicher Chef-Leibwächter. Er war zudem der erste echte PLO-Offizier, der mir begegnete. Im Laufe des Tages taute er etwas auf, und am Ende wurden wir ganz gute Freunde. Er war für meine Sicherheit verantwortlich. Er hieß Major Fathi.

Der Vorsitzende hatte nicht nur seinen Leibwächter geschickt, sondern auch seinen gepanzerten Mercedes. Man bat mich, einzusteigen.

"Und die beiden Damen?" fragte ich.

"Sie folgen uns in einem anderen Wagen", sagte der Major. Ich war im Begriff, einzusteigen, als ich die nackte Angst in den Gesichtern der beiden Frauen sah. "Das geht nicht", sagte ich. "Sie müssen bei mir bleiben."

Nach kurzem Zögern beugten sich meine Gastgeber. Wir bestiegen alle die große Limousine, und geleitet von zwei Autos voll bewaffneter Leibwächter, eins vorn, eins hinten, fuhren wir los. Da gab sich jemand sehr große Mühe, uns zu beschützen.

Selbst wenn ich Westbeirut gekannt hätte, wäre es mir schwergefallen, mir den Weg zu merken. Wir wurden kreuz und quer durch die Stadt kutschiert, vielleicht um sicherzustellen, daß wir nicht genau wußten, wo wir waren. Ich war ziemlich überrascht von dem, was ich sah. Nach dreiwöchiger Belagerung, Beschießung und Bombardierung war diese Stadt voll Leben. Kinder spielten in den Straßen und auf den Schulhöfen. Hier und da PLO-Kämpfer, manche kaum den Kinderschuhen entwachsen, die Laufgräben aushoben, Minen legten. Ein Gedanke schoß mir durch den Kopf: Das waren Minen, die für den Kampf gegen mein Volk gelegt wurden, gegen meine Freunde, meine Angehörigen.

Die Stimmung schien recht gut. Diese Kämpfer erinnerten mich an meine

18