Kinderonkel zu zeigen? Dabei stellte ich doch bloß eine Tatsache fest, es gab ja diese Beziehung zwischen dem Mann und den Kindern.

(Palästinenser waren natürlich ebenso entrüstet über Bilder, auf denen Menachem Begin, dessen Kampfflugzeuge Flüchtlingslager bombardierten, kleine Kinder herzte. Niemand sieht in seinem Feinde gern den Menschen.)

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Ich war nicht wegen der Höflichkeiten gekommen, auch nicht wegen des Abenteuers, nicht einmal wegen des Knüllers. Ich wollte eine Botschaft überbringen.

Ich hatte schon viele Jahre lang mit Arafat in Verbindung gestanden, allerdings indirekt. Ich hatte Tausende von Stunden darauf verwendet, mit Palästinenservertretem wie Said Hammami und Issam Sartawi zu reden, zu argumentieren, Informationen auszutauschen, wohl wissend, daß dem Vorsitzenden alles berichtet würde. Ja, das war mit der wichtigste Zweck der Zusammenkünfte. Von Zeit zu Zeit, manchmal auf Anraten meiner palästinensischen Freunde, hatte ich ihm Briefe geschrieben, persönliche Briefe oder in meiner Zeitschrift veröffentlichte offene Briefe, die eine aktuelle Situation analysierten und Vorschläge für politische Entscheidungen enthielten.

Aber auf diese Gelegenheit hatte ich jahrelang gewartet: ihm die Dinge von Angesicht zu Angesicht zu sagen. Oft war ich selbst überrascht gewesen von der Macht des geschriebenen Wortes, das über Grenzen und Fronten hinausgreift und Samen legt in den Köpfen von Menschen, die man nie gesehen hat. Bei einigen der Artikel, die ich geschrieben habe, um das Denken der Palästinenser zu verändern, ist das sicherlich so gewesen, wie sie mir viel später sagten. Gleich zu Anfang unseres Gesprächs sagte mir Arafat, daß er jedes Wort gelesen hätte, das ich über die Jahre hin an ihn gerichtet habe.

Aber eine Million geschriebener Wörter ersetzen nicht eine Minute des persönlichen Gesprächs, bei dem man seinem Gegenüber in die Augen sieht, sein Mienenspiel beobachtet, seine Blicke, seine Körpersprache, während er unbewußt dasselbe tut. Dies ist für mich zum Glaubenssatz geworden: Es gibt keine Alternative zum Dialog - zum offenen, direkten Dialog von Angesicht zu Angesicht.

Aber der Dialog ist nicht immer einfach. Verschiedene Menschen, verschiedene Völker haben verschiedene Sprachen, nicht nur im linguistischen Sinne, sondern auch stilistisch. Arafat ist Palästinenser, ein Araber. Er kann höchst irritierend sein für amerikanische Journalisten, die kurze Fragen stellen und knappe, direkte Antworten erwarten, die sich gut zitieren lassen. Arafat gibt auf keine Frage je eine direkte Antwort, wenn es eine lange, indirekte und gewundene auch tut. Unsere auf Band aufgenommene Unterhaltung bietet dafür manches Beispiel.

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