Auf einem Bein stehen

Eine Konferenz irgendwo. Amsterdam vielleicht, vielleicht Kopenhagen. Ein paar Hundert aufmerksame Gesichter blicken mich an.

Es ist Fragestunde. "Wie würden Sie Ihre Theorie denn bezeichnen?"fragt einer. Der Versammlungsleiter gibt mir ein diskretes Zeichen, daß wir zum Schluß kommen müssen. Es ist schon spät.

Ich habe eine Idee. "Einer der großen Weisen der jüdischen Geschichte, Rabbi Hillel der Ältere, wurde vor zweitausend Jahren einmal gebeten, auf einem Bein stehend den Judaismus zu erklären. Er erwiderte: Tu anderen nicht an, was dir selbst leid ist."

Ich hebe ein Bein. "Ich glaube, daß das palästinensische Volk dieselben Rechte hat wie ich. Ich habe das Recht, in meinem eigenen Staat unter meiner eigenen Fahne zu leben, meinen eigenen Paß zu besitzen, meine eigene Regierung zu wählen, eine gute, schlechte oder sehr schlechte. Die Palästinenser müssen das Recht bekommen, in ihrem eigenen Staat, unter ihrer eigenen Fahne zu leben, ihren eigenen Paß zu besitzen, ihre eigene Regierung zu wählen - hoffentlich eine gute."

Ich stelle mein Bein wieder hin.

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