machten sich daran, die gerechteste und schönste soziale Ordnung aufzubauen, die es je gab - Kibbuzim, Moschavim und andere Experimente utopischen Zusammenlebens. Sie waren erstaunt, dann empört, als ihre neuen Nachbarn nicht begriffen, wie schön das alles war. Hatten sie nicht das Land mit gutem Geld gekauft? Hatten sie nicht Ladenbesitzer und Börsenmakler in Handarbeiter verwandelt, die jetzt den Acker pflügten? Hatten sie nicht ihren Nachbarn die Wohltaten der modernen Medizin mitgebracht? Hatten sie ihnen nicht Konzerte mit Beethoven und Brahms geboten, die ohne Frage den häßlichen, monotonen arabischen Gesängen vorzuziehen waren?

Für die Araber sah das alles natürlich völlig anders aus. Da war ein Haufen Ausländer, die von Gott weiß woher kamen und behaupteten, das Land gehöre ihnen, weil ihre Verwandten vor zweitausend Jahren einmal da gewohnt hätten. Sie kauften reichen Grundbesitzern irgendwo in den Städten das Land ab und jagten die Fellachen, die es seit Generationen bearbeitet hatten, davon. Sie errichteten Siedlungen, in denen kein Araber wohnen durfte, verfolgten jeden Juden, der es wagte, arabische Arbeiter zu beschäftigen anstelle der frisch in Handarbeiter verwandelten zionistischen Ladenbesitzer.

Man kann darüber streiten, ob die Dinge sich anders entwickelt hätten, wenn die Zionisten das Problem begriffen und richtig angepackt hätten, wenn sie die Warnungen der wenigen Propheten beherzigt hätten, die voraussahen, was geschehen würde. Tatsache ist: Sie waren, wie sie waren, sie kamen, woher sie kamen, sie waren erfüllt von den Vorstellungen und Vorurteilen der Europäer des neunzehnten Jahrhunderts, sie hätten sich wahrscheinlich gar nicht anders verhalten können. Ebensowenig konnten die Palästinenser anders reagieren. Ja, es war der radikalste zionistische Führer Wladimir (Sejew) Jabotinsky, der in den zwanziger Jahren schrieb, die palästinensischen Araber reagierten auf den Zionismus, wie jedes normale Volk auf weiße Siedler reagieren würde, die ihm sein Land wegnehmen wollten. Deshalb schlug Jabotinsky, Mentor der heutigen Herut-Partei, den Bau einer Eisernen Mauer vor, um die Juden vor der unausbleiblichen arabischen Reaktion zu schützen.

Wer hatte recht? Wer unrecht? Jede Seite war restlos überzeugt, im Recht zu sein. Fortschrittlichen Zionisten wie Chaim Weizmann gelang es, sich die Aussage abzuringen, es ginge nicht um Recht gegen Unrecht, sondern vielmehr um ein Recht gegen ein anderes Recht. Aber auch das mag eine allzu bequeme Vereinfachung sein.

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