Juden eine Bombe auf einen arabischen Bus geworfen hatte. Es war auf dem Höhepunkt der Unruhen, die von Palästinensern "der arabische Aufstand", von Juden "die Ausschreitungen" genannt werden.

Wie andere Jugendliche in Israel beschloß ich aus Protest gegen die Hinrichtung, in den Untergrund zu gehen. Nach einem Gespräch mit einem Kollegen, der Mitglied der Irgun war, wurde ich eines Tages aufgefordert, vor einem Aufnahmeausschuß zu erscheinen. Am Abend, pünktlich zur festgesetzten Zeit, näherte ich mich einem Schulgebäude, das verlassen wirkte, in keinem Fenster zeigte sich Licht. Im dunklen Korridor verbargen sich zwei Gestalten. Ich stammelte das Losungswort - Samson und Delilah -, das man mir gegeben hatte. Nach einer Weile wurde mir bedeutet, ich solle in ein Zimmer gehen und mich auf einen Stuhl setzen. Ein starker Scheinwerfer war auf mein Gesicht gerichtet und blendete mich. Ich konnte so eben drei Gestalten hinter dem Scheinwerfer erkennen, zwei Männer und eine Frau.

Das Verhör begann. Ich wurde mit Fragen eingedeckt. Was waren meine Motive, meine Gefühle, meine Ansichten? Haßte ich die Briten?

"Ich hasse niemanden", antwortete ich.

Ungläubiges Schweigen, minutenlang. Wenn ich die Briten nicht haßte, warum wollte ich dann freiwillig gegen sie kämpfen? Ich versuchte, ziemlich stockend, zu erklären, daß ich für die Freiheit kämpfen wollte und daß ich nicht glaubte, man müßte jemanden hassen, um das zu tun.

Aber ob ich denn die Araber haßte? Nein, sagte ich, die hasse ich überhaupt nicht.

Diesmal war es ein donnerndes Schweigen. Wie war es möglich, daß ein junger Jude nach mehr als zwanzig Jahren arabischer Gewalttaten gegen sein Volk die Araber nicht haßte?

Auf die drei Untergrundoffiziere mir gegenüber muß ich wie ein sehr verwirrtes Kind gewirkt haben. Die Irgun hatte ganz fest umrissene Vorstellungen: Wir mußten die Briten hinauswerfen und die Araber unterdrücken, um unser Land, Eretz Israel - das ganze - zum Judenstaat zu machen. Als ich das dunkle Gebäude verließ, das immer noch vollkommen verlassen aussah, war ich ziemlich sicher, daß ich bei der Prüfung durchgefallen war.

Der Ausschuß muß jedoch entschieden haben, daß ich noch nicht rettungslos verloren wäre, denn ein paar Wochen später erhielt ich Bescheid, daß ich in die Irgun aufgenommen sei.

Drei glorreiche Jahre lang gehörte ich zum Untergrund. Ich lebte für die Irgun. Alles andere - Familie, Arbeit, Mädchen - war unwichtig. Ich lernte, mit Pistolen zu schießen, Kurierdienst zu laufen, Flugblätter zu verteilen manchmal mit der Ankündigung von Irgun-Aktionen gegen Araber wie etwa einer im Gedränge eines Arabermarktes versteckten Bombe. Bei illegalen Demonstrationen geriet ich mit britischen Polizisten aneinander, ich steckte Regierungsbüros in Brand (dieselben, die ich als Anwaltsgehilfe dienstlich

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