Zum letzten Mal vor Kriegsausbruch besuchte ich Jaffa - das arabische Jaffa -, um den arabischen Zeitungen dort Exemplare meiner Broschüre zu bringen. Die Atmosphäre war düster und gespannt, Krieg lag in der Luft. Nur sehr wenige Juden ließen sich in der Araberstadt noch blicken. Es war bereits zu spät.

Viele Jahre später, als ich Said Hammami kennen und schätzen lernte, unterhielten wir uns stundenlang über das alte Jaffa, wo er geboren war und das er mit sieben Jahren, während des Krieges von 1948, verlassen hatte. Mir schoß der Gedanke durch den Kopf, daß ich auf der Straße an ihm vorbeigegangen sein könnte bei diesem letzten, traurigen Besuch, den ich der todgeweihten Stadt abstattete.

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Als der Krieg ausbrach, meldete ich mich zur Haganah-Armee, die mitten im Krieg zur israelischen Verteidigungsarmee wurde. Ein Jahr lang, bis ich verwundet wurde, war ich Frontsoldat.

Als einer von ,Samsons Füchsen1, einer mit Jeeps motorisierten Einheit, fuhr ich in Dutzende von arabischen Dörfern im Süden des Landes ein. Viele davon waren von ihren Bewohnern nur wenige Minuten zuvor verlassen worden. Die Öfen waren noch heiß, in einigen Häusern stand noch das Essen auf dem Tisch. Die menschliche Tragödie des Krieges verfolgte mich. Ich sammelte Schnappschüsse von den Einwohnern, die man zurückgelassen hatte wie die ganze übrige persönliche Habe. Einige habe ich noch - Fotos von Kindern, Frauen, alten Männern. Immer wenn vom Problem der palästinensischen Flüchtlinge die Rede ist, kommen mir diese Bilder in den Sinn. Als ich an jenem Julitag 1982 die Flüchtlingslager Sabra und Chatila besuchte, ging mir durch den Kopf, daß einige hier aus jenen Dörfern gekommen sein könnten, daß einige der Kinder, deren Fotos ich immer noch habe, inzwischen alte Flüchtlinge in den Lagern sind. Flüchtlinge, das sind für mich Menschen - von denen einige vor meiner Maschinenpistole geflohen sein könnten -, nicht bloß ein Problem.

Den ganzen Krieg hindurch begegnete ich dem Palästinenserproblem in seiner menschlichen Gestalt: Verletzten Dorfbewohnern, die wir zum Verbinden ins Feldlazarett brachten; gefangengenommenen Zivilisten, die wir Frontsoldaten vor den harten Geheimdienstoffizieren zu schützen suchten, die kamen, um sie zu verhören; alten Fellachen, die sich durch unsere Linien zurückschlichen und manchmal von meinen Kameraden aus nächster Nähe erschossen wurden. Einige dieser Szenen haben sich mir tief ins Gedächtnis gegraben. Ich brauche nur die Augen zu schließen, um sie wieder zu sehen, schreckliche Erinnerungen daran, was Krieg bedeutet.

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