der Araber in Israel. Arabische Bürger, von denen nach dem Massenexodus noch rund zweihunderttausend in Israel verblieben waren, wurden einem Militärregime unterworfen, das sie ihrer Bürgerrechte beraubte. Es war ein langer und mühseliger Kampf, den wir führten, er gipfelte in der Abschaffung des Militärregimes kurz vor dem Sechstagekrieg, und danach wurde den Palästinensern in den frisch okkupierten Gebieten ein Militärregime anderer Art aufgezwungen.

Bis dahin war die Hauptursache des Konflikts zwischen Israel und dem palästinensischen Volk die furchtbare Tragödie der palästinensischen Flüchtlinge. Zu Hunderttausenden siechten sie unter elendigsten Bedingungen in Flüchtlingslagern der arabischen Länder rund um Israel dahin, verachtet und verfolgt von den meisten arabischen Regierungen. Jahr für Jahr wiederholten die Vereinten Nationen ihre Forderung, der israelische Staat müsse ihnen die freie Wahl zwischen der Rückkehr in die Heimat und einer Entschädigung bieten. Eisern weigerte sich David Ben-Gurion, der Aufforderung nachzukommen. Für mich stand außer Zweifel, daß wir nicht nur das Flüchtlingselend verewigten, sondern auch einen endlosen und immer weiter um sich greifenden Krieg zwischen Israel und der arabischen Welt in Gang setzten.

Jeder einzelne Flüchtling war nicht nur eine Insel des Elends, sondern auch ein Brutnest von Haß und Rache.

Am 17. August 1954 veröffentlichte Haolam Hazeh einen "Operation Ismael" genannten Plan, den detaillierten Entwurf einer Lösung des Flüchtlingsproblems als wichtigsten Schritt zur Erreichung des Friedens. Der Plan sah die Repatriierung eines Teils der Flüchtlinge in zehn Jahresraten sowie einen gigantischen Wiedergutmachungs- und Umsiedlungsplan für die anderen vor - etwas in der Art der deutschen Wiedergutmachung für jüdische Flüchtlinge, die zur damaligen Zeit viel dazu beitrug, die schrecklichen Wunden des Hasses zu heilen, die der Holocaust geschlagen hatte.

Allerdings stand für mich fest, daß keine dauerhafte Lösung möglich wäre ohne die Schaffung eines Nationalstaates, in dem die Palästinenser ihre Unabhängigkeit erlangen und ihre Würde zurückgewinnen könnten. Damals waren die Teile Palästinas, die nicht Israel einverleibt waren, der Hoheitsgewalt Jordaniens unterstellt oder von Ägypten besetzt. Bei einem der periodischen Ausbrüche der schwelenden palästinensischen Rebellion gegen das jordanische Regime in der West Bank, am 29. Dezember 1955, appellierte Haolam Hazeh an die Regierung Israels, etwas zu tun, was verrückt klang: nämlich die Palästinenser mit Waffen und Geld zu unterstützen, um ihre revolutionäre Bewegung zu fördern und sie zu befähigen, das jordanische Joch in der West Bank und die ägyptische Herrschaft im Gaza-Streifen abzuwerfen und ihren eigenen Staat zu gründen. Die Politik Ben-Gurions wie die seiner Nachfolger war natürlich das genaue Gegenteil: Sie garantierte den

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