sitzenden des Knesset-Ausschusses für Außen- und Militärpolitik David Hacohen, der die Teilnehmer vor mir warnen sollte. Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung, als die Araber und ich gemeinsam einen Entschließungsentwurf eingebracht hatten, schrie Hacohen in großer Erregung: "Avnery repräsentiert gar nichts. Auch nicht den Bruchteil eines Bruchteils der israelischen Öffentlichkeit!"

Jetzt und hier beschloß ich, eben das einmal zu testen. Ein paar Wochen später, vor den Wahlen zur sechsten Knesset, veröffentlichte ich einen Aufruf zur Gründung einer Partei, der ersten wirklich neuen Partei, die seit Gründung des Staates Israel entstehen sollte. Wir nutzten Namen und Prestige unserer Zeitschrift und nannten sie "Haolam Hazeh - Neue Kraft". Ihr einziges Ziel war der Kampf für die Zwillingsidee, die sich in all den Jahren der Kontakte und Überlegungen in meinem Kopf herauskristallisiert hatte: Israels Integration in eine neue Staatengemeinschaft der Semitischen Region und die Gründung eines Palästinenserstaates Seite an Seite mit dem unseren.

Ein neues Gesetz, das die Knesset auf Antrag der Regierung verabschiedete und das ganz offen bezweckte, die Haolam Hazeh zum Schweigen zu bringen, trug erheblich dazu bei, daß ich einen Sitz im Parlament errang - zur allseitigen Überraschung, vielleicht sogar zu meiner eigenen. Ich behielt diesen Sitz für die folgenden acht Jahre und kehrte später noch einmal darauf zurück; mindestens tausend Reden habe ich im Plenum der Knesset gehalten. Einige Hundert davon waren einem einzigen Thema gewidmet: dem israelisch-arabischen Konflikt.

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Am 5. Juni 1967 brach die israelische Armee über die Grenze. Am vierten Kriegstag stand fest, daß sie das gesamte Gebiet Palästinas westlich des Jordan eingenommen hatte.

Die Israelis waren begeistert, fast wie im Rausch. Die Araber befanden sich im Schockzustand. Der Krieg ging noch weiter.

An diesem Tage saßen wir in der Redaktion der Haolam Hazeh in Tel Aviv zusammen und versuchten, uns über die neue Lage klar zu werden. Die meisten unserer Mitarbeiter waren in der Armee und kämpften mit. Wir wenigen Zurückgebliebenen arbeiteten rund um die Uhr, fieberhaft produzierten wir eine Zeitung, die, so hatten wir beschlossen, für die Dauer des Krieges täglich erscheinen sollte, damit wir direkter auf die rasch wechselnden Ereignisse reagieren konnten.

Mitten im Wirbel der Ereignisse war uns, so erschöpft wir auch waren, vollkommen klar, was zu tun war. Ein historischer Augenblick war gekommen. Eine dramatische Gelegenheit blickte uns ins Gesicht. Die historische Heimstatt des palästinensischen Volkes befand sich in unserer Hand. Alle

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