Was schlug ich vor? Da diese Unterhaltung nahezu drei Jahre vor dem dramatischen Besuch Anwar el-Sadats in Jerusalem stattfand, konnte ich ihn nicht als Beispiel anführen, wie ich es später tat. Aber ich hatte eine Liste von Möglichkeiten zusammengestellt, großen und kleinen. Die größte war: Laßt Arafat mich nach Beirut einladen und sich in aller Öffentlichkeit mit mir treffen. Würde ich das wagen? Ja, ich würde es wagen. Würde ich nicht bei der Rückkehr verhaftet und vor Gericht gestellt? Wahrscheinlich. Aber ein solcher Prozeß würde seinerseits zu einem starken Mittel, die öffentliche Meinung in Israel und der arabischen Welt anzusprechen und neue Gedanken zu vermitteln.

Ich wußte, das war ein utopischer Vorschlag; zumindest war er erheblich verfrüht. Deshalb hatte ich bescheidenere Vorschläge parat. Warum soll Arafat nicht eine Reihe schriftlicher Fragen beantworten - zur Veröffentlichung in Israel? Warum sollen sich nicht irgendwo in Europa PLO-Leute öffentlich mit einer Gruppe Israelis treffen, um über die Zukunft zu sprechen? Und so weiter und so fort, eine Vielfalt von Ideen, die ich schon lange in meinem Kopf hin und her wendete.

Er beeilte sich, meinen Enthusiasmus zu dämpfen. Die Dinge brauchen Zeit, sie müssen reifen, es ist ein allmählicher Prozeß. Was morgen vielleicht möglich ist, ist heute noch unmöglich. "Es wäre leichter, wenn Sie der israelischen Regierung angehörten."

Es sah nach dem perfekten Teufelskreis aus. Wir brauchten deutliche Zeichen der Mäßigung der PLO, um in Israel Glaubwürdigkeit und Stärke zu gewinnen. Sie brauchten Beweise unserer Stärke, um die eigenen Radikalen zu bezwingen und Unterstützung für eine Politik der Mäßigung zu gewinnen. Es war ein Grundwiderspruch, der für Jahre und bis auf den heutigen Tag all unsere Kontakte prägen sollte.

In der Zwischenzeit mußten wir einen Rahmen für die Fortsetzung der Kontakte zimmern. Ich würde von Zeit zu Zeit nach London kommen, um ihn zu treffen. Wenn sich etwas Dringendes ergäbe, könnte ich ihn zu Hause in London anrufen oder er mich in Tel Aviv. Er würde sich als Sam melden. Ich würde ihm regelmäßig die Haolam Hazeh schicken und er würde relevante Texte daraus übersetzen lassen.

Für den Augenblick wollten wir unsere Kontakte absolut geheim halten. Er mußte selbstverständlich seiner Führung Bericht erstatten. Ich durfte mit jedem reden, den ich für geeignet hielt, Mitglieder der israelischen Regierung eingeschlossen, würde aber nichts veröffentlichen. Falls etwas durchsickerte, hätte ich weder zu bestätigen noch zu dementieren.

Unsere erste Begegnung muß zwei bis drei Stunden gedauert haben. Mir kam es viel länger vor. Als er, nach einem schnellen Blick rundum, den langen Hotelflur hinunterlief und verschwand, schien es mir kaum zu glauben, daß wir uns erst seit ein paar Stunden kannten.

64