absteigen. "Sucht euch einen arabischen Bus, der euch nach Gaza bringt!" sagte der Haganahmann.

Was blieb Said Hammami? Ein verschwommenes Bild von Jaffa, rosig gefärbt durch den Schleier der Kindheitserinnerungen. Jebalija. Der angrenzende Moslemfriedhof, ein Ort, von dem er häufig sprach. Ein großes Haus, das er nie wiedergesehen hatte, das ihm aber deutlich vor dem inneren Auge stand. Der nahe Meeresstrand. Der Duft der Orangenhaine an der Straße Jaffa-Tel Aviv. Der nahegelegene jüdische Vorort.

Jaffa, verlorenes Paradies. "Ich träume jede Nacht von unserem Haus", erzählte er mir einmal. Es war keine ideologische Erklärung, bloß eine schlichte menschliche Äußerung.

Ich konnte ihn verstehen. Ich verließ mit zehn Jahren das Haus, in dem ich aufgewachsen war, und sah es dreißig Jahre lang nicht wieder.

Einmal, als ich ihn fragte: "Wann haben Sie Jaffa verlassen?", fuhr er heftig auf: "Ich habe es nicht verlassen! Ich bin hinausgetrieben worden!"

In den folgenden Jahren, als ich reihenweise PLO-Leute traf, große und kleine, habe ich viele Lebensgeschichten wie seine gehört. In meinem Kopf ließen sie die Landkarte des alten Palästina Wiedererstehen mit seinen Städten und Dörfern, von denen viele ausradiert worden sind. Sie bestehen weiter im Herzen der Menschen, die sich an sie erinnern, eine Realität anderer Art, aber von schrecklicher Kraft. Wenn ich den Geschichten lauschte, die das besiegte Volk erzählt, spürte ich, Angehöriger der Siegernation, Soldat jenes Krieges, das ganze Gewicht der Tragödie, die sich als Abgrund zwischen uns auftat ein Abgrund, den wir zu überbrücken versuchten.

*

Was ist das Los des Flüchtlings? Wie verbringt er die prägenden Jahre seiner Jugend? Said Hammami wuchs nicht in einem Flüchtlingslager auf wie so viele andere. Er hungerte nicht. Seine Familie war reich und hatte Angehörige in den Nachbarländern. Aber die Verletzungen der Seele sind oft schlimmer als die des Körpers. Hammami erzählte mir von mancher Demütigung.

In Syrien, vor der kurzlebigen Vereinigung mit Ägypten und der Diktatur der i?aat/z-("Wiederauferstehungs"-)Partei, übernahm der sechzehnjährige Hammami wie mancher junge Palästinaflüchtling die Ideen der Baath - eine panarabische Revolution, die Geburteines Araberstaates. Für die Palästinenser, denen alles genommen worden war, ihre nationale Identität, ihre Heimat, ihr Zugehörigkeitsgefühl, sogar ihr Paß, sah dies wie die Lösung ihres Problems aus. Sie dachten, sie könnten in einer neuen, großen, allumfassenden arabischen Nation aufgehen.

Eines Tages wurde Said Hammami von der syrischen Geheimpolizei verhaftet, zusammen mit einer Gruppe seiner Kameraden. Alle anderen waren

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