Araberstaaten tat sich ein Abgrund auf, der seither noch nie überbrückt wurde.

Für den jungen Hammami war dies eine neue, tiefe Erschütterung. Mehrmals schilderte er mir die Vorgänge als ein zentrales Ereignis im Leben der palästinensischen Nation - eine von Palästinensern, die damals in anderen arabischen Ländern lebten, in Zweifel gezogene Darstellung. Als ich später israelische Experten für arabische Angelegenheiten befragte, stellte ich fest, daß dieses Ereignis in Israel überhaupt keine Spuren hinterlassen hatte. Hammami schloß sich der Fatah-Bewegung an, die einige Jahre zuvor von Yassir Arafat und seinen Genossen gegründet worden war. Eins der Hauptziele der Fatah war es, die palästinensische Sache von jeder "Betreuung" durch einen Araberstaat zu befreien. Für die Palästinenser war die Zeit gekommen, ihre Entscheidungen selbst zu treffen.

So merkwürdig es ist, aber Hammami erzählte mir nie, daß er einst FatahKämpfer war. "Ich bin kein Soldat und kein Held", sagte er einmal, "ich weiß nicht einmal, wie man mit einer Pistole umgeht." Später aber erfuhr ich von anderen PLO-Offizieren, daß Hammami tatsächlich Kommandeur im militärischen Zweig der Fatah gewesen war und ein sehr geachteter dazu. Eine Zeitlang war er Kommandant eines Lagers bei Damaskus.

Ein weiteres Schicksalsdatum in seinem Leben war der 21. März 1968. An diesem Tag ging die israelische Armee massiv gegen Karameh vor, ein Dorf östlich des Jordan, das zur wichtigen Basis für die palästinensische Guerilla geworden war. Yassir Arafat und viele Fatah-Führer befanden sich gerade in dem Dorf. Said Hammami war unter ihnen und, wie merkwürdig, auch Issam Sartawi, der ihn noch nicht kannte.

Und so erzählte es mir Hammami: "Ich schlief, und plötzlich weckte mich der Schrei ,Die Juden kommen!1 Ich zitterte vor Angst. Ich wußte nicht, was ich tun sollte. Ich beschloß, zum Jordan zu laufen und mich dort zu verstecken. Ich blickte aus dem Fenster und sah, daß es zu spät war. Ein israelischer Panzerwagen kam längs der Hauptstraße auf uns zu. Zum ersten Mal seit 1948 sah ich Israelis. Plötzlich eröffneten einige unserer Kämpfer das Feuer auf das Panzerfahrzeug. Ich sah, wie die israelischen Soldaten heraussprangen, Fahrzeug und Waffen liegenließen und davonliefen. Ich sagte mir: Sie sind auch nur Menschen. Keine Supermänner. Du kannst gegen sie kämpfen und siegen."

Als ich die Geschichte General Shmuel Gonen erzählte, einem der Kommandeure dieser Aktion, meinte er, diese Darstellung könne nicht zutreffen. "Keine israelische Einheit ist geflohen. In dem Dorf selbst hat es überhaupt keinen Schußwechsel gegeben, alle Kämpfe spielten sich außerhalb ab." Es ist der klassische Fall, daß verschiedene Leute im Kampf verschiedene Dinge sehen.

Die Schlacht von Karameh wurde zum Wendepunkt im palästinensischen

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