Binnen kurzem gewann Hammami überraschende Popularität in der britischen Hauptstadt. Journalisten und Politiker waren angetan von dem ernsten jungen Mann mit dem dunklen Teint und den braunen Augen, der so sanftmütig wirkte und so hingegeben war an seine Sache. Sie mochten ihn, weil er den underdog, die diskriminierte Minderheit repräsentierte. Sie mochten ihn um so mehr, als er auf seinem Posten blieb, nachdem seine Kollegen in Rom und Paris von israelischen Agenten ermordet worden waren. Aber am meisten mochten sie an ihm seine vernünftigen Gedanken.

Lange bevor er nach London kam, noch als Fatah-Aktivist in Jordanien, begann Hammami, einer neuen Denkrichtung zu folgen. Er studierte die israelischen Realitäten und untersuchte mit wachsender Neugier die Geschichte des Staates, der ihn aus seinem Zuhause vertrieben hatte. Er kam zu dem Schluß, daß Israel ein Faktum war, das man nicht mehr beseitigen konnte, ohne einen furchtbaren Preis zu zahlen.

Faktum hieß für Hammami, daß nun zwei nationale Identitäten im Lande existierten: Die jüdisch-isrealische und die arabisch-palästinensische. Keine von beiden hatte eine andere Wahl als die zweite anzuerkennen. Zwischen beiden mußte ohne fremdes Eingreifen eine Regelung gefunden werden. Eine solche Regelung konnte nur auf der Koexistenz zweier Nationalstaaten beruhen, Israel und Palästina, Seite an Seite.

Gleichzeitig entdeckte Hammami, daß es Leute in Israel gab, die ähnliche Gedanken hegten. Er erzählte mir: "Eines Tages war ich im Büro einer jordanischen Regierungsbehörde und stieß dort auf ein Exemplar der Hazah al-Alam (eine arabische Ausgabe der Haolam Hazeh, die eine zeitlang erschienen war). Diese Nummer enthielt Ihren Offenen Brief an Yassir Arafat. Staunend sah ich, daß es Israelis gibt, die für Verhandlungen mit der PLO eintreten, um Frieden zu schaffen."

Ohne mein Wissen hatte also mein Dialog mit Said Hammami, ja, mein Dialog mit Arafat vor langer Zeit schon begonnen. Mein Brief an Arafat war im Mai 1969 unter der Überschrift "Brief an einen Feind" in der Haolam Hazeh erschienen, und dreizehn Jahre später sagte mir sein Adressat persönlich, daß er ihn gelesen hat.

Als ich das in Beirut erschienene Buch mit der Verurteilung meiner Ideen erhielt, wußte ich, daß es da draußen Leute gab, die in denselben Bahnen dachten wie ich. Ohne Hammami zu kennen, wußte ich, daß er da war. Wie Menschen im dichten Nebel spürten wir einander mehr, als wir uns sahen. Als Menachem Begin und andere mir in hitzigen Knessetdebatten die ironische Frage entgegenschleuderten: "Wo sind denn die arabischen Avnerys?" eine Frage, die zum Refrain wurde -, antwortete ich: "Es gibt sie." Aber Namen konnte ich nicht nennen.

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