Als Said Hammami sich schließlich mit seinen beiden Artikeln in der Londoner Times zu erkennen gab, fühlte ich mich wie ein Skipper beim ersten Blick auf das Unterseeboot, zu dem er schon einige Zeit Sonarkontakt hatte.

Im Laufe des Jahres 1974 gewann die PLO schnell an internationalem Prestige. Durch brillante Taktik erreichte sie bei der Gipfelkonferenz der arabischen Könige und Präsidenten in Rabat einen Beschluß, der sie als alleinige Vertreterin des palästinensischen Volkes anerkannte. Mehr als hundert Staaten hatten sie nun auf diese oder andere Weise anerkannt. Die Vereinten Nationen entsprachen dem und boten Arafat Gelegenheit, am 13. November 1974 vor der Vollversammlung zu sprechen.

Das nächste große Datum im Leben Hammamis war der 20. März 1975. Diesmal war er es selbst, der das Ereignis vollbrachte. An diesem Tage hielt er bei einem Seminar in London einen Vortrag mit dem Titel "Eine palästinensische Strategie für friedliche Koexistenz - über die Zukunft Palästinas". Es war ein sorgfältig formulierter Text, in dem jedes Wort nach vielem Hin und Her zwischen London und Beirut von Yassir Arafat gebilligt worden war. Ich habe keinen Zweifel, daß meine ersten Gespräche mit Hammami zwei Monate zuvor einen gewissen Einfluß auf seinen Inhalt ausgeübt haben.

Die Rede, die von der PLO gedruckt und breit gestreut wurde, war ein eindeutiger Aufruf zur Bildung eines Palästinenserstaates neben Israel im Rahmen einer Friedensregelung, die die friedliche Koexistenz beider Staaten gewährleisten würde. Hammami versuchte eine Versöhnung dieser praktischen Lösung mit der offiziellen PLO-Ideologie, die verlangte, daß das Land am Ende zu einem "demokratischen, nichtkonfessionellen Staat" (manchmal als "demokratischer säkularer Staat" wiedergegeben, was nicht ganz dasselbe ist) wiedervereinigt werden müsse; er sprach von der Hoffnung, daß beide Völker später, "vielleicht nicht mehr zu unseren Lebzeiten", aus eigenem, freiem Willen ihre beiden Staaten "mit Hilfe kantonaler Regelungen" zusammenschließen würden. Hammami formulierte auch sehr behutsam seine Verurteilung des Zionismus und der "rassistischen" Charakterzüge des Staates Israel.

Die in der Rede entworfene praktische Lösung war es, die den revolutionären Durchbruch bildete. Noch nie hatte ein führender palästinensischer, ja, arabischer Funktionär etwas Derartiges öffentlich ausgesprochen - außer vielleicht Präsident Habib Bourghiba von Tunesien im Jahre 1965 und davor noch König Hassan II von Marokko.

Hammami schlug einen "gewaltfreien, evolutionären palästinensischen Weg zu einer erträglichen Form der Koexistenz zwischen israelischen Juden und palästinensischen Arabern" vor, den man "nach einer begrenzten oder partiellen Friedensregelung" gehen könne. Er rief dazu auf, die gewaltsamen Aktionen gegen Israel einzustellen, und sagte: "Unserer palästinensischen Führung stellt sich im Zusammenhang mit möglichen Friedensverhandlungen die prak-

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