Gaza, und vor ihren Augen verwandeln wir das Land und die Dörfer, in denen sie und ihre Vorväter gelebt haben, in unsere Heimstatt... Wir sind eine Generation von Siedlern, und ohne Stahlhelm und Kanone können wir keinen Baum pflanzen und kein Haus bauen.

Laßt uns nicht zurückschrecken, wenn wir sehen, wie der Haß gärt und das Leben Hunderttausender von Arabern erfüllt, die rings um uns sind. Laßt uns die Augen nicht abwenden, damit uns die Hand nicht abrutscht. Das ist das Los unserer Generation, die Entscheidung unseres Lebens - bereit zu sein und gerüstet, stark und zäh, sonst wird unserer Faust das Schwert entgleiten und unser Leben ausgelöscht."

In einer anderen berühmten Rede vor Nahal-Rekruten auf den Golanhöhen erklärte Dajan zwei Kriege später, daß keine Zionistengeneration das Recht habe, zu sagen, die Arbeit sei getan. Jede Generation müsse ihren Teil tun, um die Grundlage der zionistischen Besiedlung zu erweitern, und müsse die Aufgabe an die nächste Generation weitergeben.

Ich glaube, daß es einen tiefen Grund für all diese scheinbar logischen oder halb-logischen Argumente und Überzeugungen gibt. Die ersten Zionisten waren sicher oder versicherten sich selber, daß die neue jüdische Heimstatt in einem unbesiedelten Land gegründet werde. Konfrontiert mit dem wachsenden arabischen Widerstand behaupteten sie doch, daß es die Palästinenser gar nicht wirklich gäbe, daß die ganze Palästinenserfrage auf diese oder jene Weise von den Feinden des Zionismus erfunden worden, daß die palästinensische Nationalbewegung nichts als ein Haufen Terroristen sei. Irgendwo in der israelischen Seele sitzt ein unbewußtes Schuldgefühl, das Gefühl, daß mit der Gerechtigkeit, die den Juden zuteil wurde, Unrecht an den Palästinensern getan worden ist. Diese Gefühle bedrücken die Nationalseele, schaffen geistige Sperren, lassen auch hochintelligente Politiker und Historiker den kläglichsten Unsinn reden, wenn es um die Palästinenserfrage geht.

Ich bin davon überzeugt, daß dieses moralische Problem freimütig angesprochen und daß eine moralisch akzeptable Lösung gefunden werden muß, bevor eine politische Versöhnung und Lösung möglich wird. Bis dahin herrscht Kampf nicht nur zwischen zwei Völkern, sondern auch zwischen zwei nationalen Traumata: Dem Trauma des Holocaust und dem Trauma des palästinensischen Exodus. Wie rational eine Diskussion zwischen Israelis oder zwischen Palästinensern - und gar zwischen Israelis und Palästinensern klingen mag, jeder benutzt doch rationale Argumente, um den irrationalen Impetus von Vorstellungen und Meinungen zu maskieren, die tief in seinem oder ihrem unbewußten Inneren verborgen sind.

Als ich Rabin so argumentieren hörte bei jenem Gespräch mit ihm, dachte ich bei mir, daß hier ein Modellfall dieses Syndroms zu erleben sei.

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