lassen. Dieser Schachzug wurde von Schimon Peres, dem Verteidigungsminister, abgeblockt. Damals tobte hinter den Kulissen der Kampf zwischen Rabin und Peres um die Macht in der Arbeiterpartei und im Staat, und jeder Schritt, den Rabin tat, wurde unverzüglich von Peres-freundlichen Journalisten und Politikern ("United Peres" war unser Spitzname für sie) attackiert. So erhob sich in Israel, als die syrische Armee zur israelisch-libanesischen Grenze vorrückte, ein Heulen und Wehklagen: Das sei eine tödliche Bedrohung des Staates und Rabin sei eine Memme und ginge vor den Syrern in die Knie. Wie um seinen Gegnern recht zu geben, aber aus den entgegengesetzten Gründen, gab Rabin sein Einverständnis, daß der Flußlauf des Litani zur Roten Linie erklärt wurde, deren Überschreiten durch syrische Truppen von Israel als Provokation aufgefaßt würde. Die Syrer blieben stehen, wie es sich gehörte. Die praktische Folge war, daß zwischen dem Litani und der israelischen Grenze ein Vakuum entstand, das die palästinensischen Truppen schnell füllten. Diese Situation sollte in den folgenden Jahren noch fatale Konsequenzen nach sich ziehen. Es war ein teurer Sieg für Peres, den "rastlosen Intriganten", wie Rabin ihn später in seinen Erinnerungen nannte.

Während dieser ganzen Zeit sah ich Hammami nicht. Ein neuer Mann war auf der Szene erschienen; die Kontakte wurden Hammami aus der Hand genommen. Issam Sartawi hatte sie übernommen, nachdem er Hammamis fortgesetzte Kontakte zu antizionistischen Splittergruppen in Israel kritisiert hatte. Eine neue Beziehung entstand - aber darüber werde ich im nächsten Kapitel berichten.

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Ich traf Hammami fast anderthalb Jahre später wieder. Die britische Abteilung der Parlamentarischen Vereinigung für Euro-Arabische Zusammenarbeit hatte eine Konferenz organisiert, bescheiden Seminar genannt, die vom 30. September bis 1. Oktober 1977 in London stattfand. Es war ein einmaliges Ereignis, ein wirklicher, echter, öffentlicher Dialog zwischen repräsentativen PLO-Funktionären und einer zionistisch-israelischen Delegation, der erste seiner Art und für lange Zeit der einzige. Zwei ganze Tage lang saßen Palästinenser, andere Araber, Israelis, Europäer aus vielen Ländern und auch einige Amerikaner zusammen, lasen Papiere, lieferten sich Redeschlachten und diskutierten die Probleme bei der Suche nach Frieden zwischen Israel und den Palästinensern.

Beide waren da, Said Hammami und Issam Sartawi, zusammen mit anderen PLO-Vertretern. Von israelischer Seite nahmen Matti Peled und ich mit mehreren anderen teil. Aus der West Bank kamen Karim Khalaf, der Bürgermeister von Ramallah, und Dr. Nafez Nazzal von der Bir Zeit-Universität.

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