Flüchtling in Frankreich. Bald hatten sich dort weitere Mitglieder seiner Gruppe zu ihm gesellt, die von der neuen Revolutionsregierung unter Gamal Abd-el-Nasser aus Ägypten ausgewiesen wurden. Andere ägyptische Kommunisten, die sich zu einer vaterländisch-ägyptischen Linie entschlossen hatten und den Krieg gegen Israel unterstützten, hatten sich von ihnen losgesagt.

In Paris wurde diese Gruppe zu einem einzigartigen Phänomen. Ihre Mitglieder wurden reiche Geschäftsleute, aber sie verehrten weiterhin Curiel, ihren unumstrittenen Führer. Curiel wurde zur Einmann-Zentrale für internationale Befreiungsbewegungen. Seine Hilfe wurde einer breiten Vielfalt linker Befreiungsorganisationen in der ganzen Dritten Welt zuteil - südafrikanischen, lateinamerikanischen, ostasiatischen. Die CIA verdächtigte ihn, KGBAgent zu sein, und spielte mehreren Journalisten entsprechendes Material zu. In Wahrheit war Curiel sehr weit entfernt von der sowjetischen Orthodoxie, von der kommunistischen Amtskirche und ihrer KGB-Priesterschaft. Er handelte allein, unterstützt von nur wenigen Bewunderern und Förderern, toleriert vom französischen Geheimdienst trotz der Tatsache, daß sein Aufenthaltsrecht in Frankreich an die Bedingung geknüpft war, daß er sich jeder politischen Betätigung enthielt.

Ich habe nie wieder einen Menschen wie ihn getroffen. Er war der Berufsrevolutionär par excellence mit einem rasiermesserscharfen Verstand; er sah mehr wie ein asketischer Jesuit aus, nicht wie der hingebungsvolle Marxist, der er war. Immer, wenn ich durch Paris kam, trafen wir uns in dem einen oder anderen kleinen Café, wo ich ihm zuhörte bei seinen brillanten Analysen der aktuellen Ereignisse und Entwicklungen und mit ihm stritt über Biafra oder Vietnam. Wann immer ich Hilfe brauchte bei einer politischen Aktion, war er da.

Aber seine erste Liebe blieb der israelisch-arabische Frieden. Er wankte nie in seiner Überzeugung, daß Israel anerkannt werden und mit den Arabern, insbesondere mit den Palästinensern, Frieden schließen müsse. Er stand in enger Verbindung mit PLO-Kreisen, wie früher mit der FLN. Er war deshalb der natürliche Ansprechpartner für jeden Palästinenser, der diskreten Kontakt zu Israelis suchte. Er hatte sich nicht nur der Sache des Dialogs verschrieben, sondern verfügte auch über die Mittel, beiden Seiten die Begegnung unter höchster Geheimhaltung zu ermöglichen.

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Curiel war es, der Professor Amit wissen ließ, daß ein hochrangiger PLOFunktionär in Paris sei, um mit einer Delegation unseres Rates zu sprechen, dem Amit angehörte. Das waren große Neuigkeiten. Nachdem wir mehrere Monate gebraucht hatten, um unser Manifest zu formulieren und die ersten

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