chen würden von den Palästinensern vergewaltigt. So gingen denn er und Abu Maazen lieber mit einer anderen Idee zu Hafez al-Assad. Der Syrer entschied, jeder Jude, der eins der Mädchen heiraten wolle, dürfe nach Syrien kommen, oder umgekehrt dürfe jedes Mädchen, das einen Ehemann im Ausland suche, das Land verlassen. Am Ende wanderten alle vierhundert nach Westen. Das Resultat war recht enttäuschend: Die meisten der Mädchen fanden keinen Mann und kehrten schließlich heim nach Syrien, sehr zum Mißfallen der israelischen Regierung, die lautes Geschrei erhob, um die Weltöffentlichkeit auf das schreckliche Los der Juden in Syrien aufmerksam zu machen. Diese Episode war damals weithin berühmt, aber die Rolle, die die Palästinenser dabei gespielt hatten, kannte niemand. Sie lieferte Sartawi Material für manche amüsante Geschichte, die er mir später erzählte.

Das wichtigste aber war, die Araberstaaten zu überreden, alle geltenden judenfeindlichen Gesetze offiziell abzuschaffen, den Juden volle Gleichberechtigung zu garantieren und die jüdischen Emigranten zur Rückkehr aufzufordern. Es war viel schwerer, als Sartawi angenommen hatte.

Letztlich entsprach nur Libyen den Wünschen in vollem Umfang. Die Iraker sagten, sie wären dazu bereit, wollten aber, ehe sie offiziell die Gesetze änderten, den Plan testen. Sie wollten den Juden die Rückkehr anbieten und sehen, was geschähe. Und tatsächlich, in der europäischen Presse tauchten offizielle Anzeigen auf, in denen die irakische Regierung die irakischen Juden aufrief, zurückzukommen und die Segnungen der uneingeschränkten Gleichheit in der Heimat zu genießen.

Am leichtesten war ihre Arbeit in Marokko. Sartawi und Abu Maazen suchten König Hassan auf, womit eine Freundschaft begann, die noch Früchte tragen sollte, wie in einem späteren Kapitel erzählt wird. Als sie den König baten, die Gesetze Marokkos zu ändern und volle Gleichheit auch auf die Juden auszudehnen, lächelte er. Dazu bestehe kein Anlaß, sagte er, in Marokko gäbe es keine diskriminierenden Gesetze, die jüdische Gemeinde sei glücklich und zufrieden.

Sartawi blieb beharrlich. Die Fakten seien nicht bekannt, es sei eine symbolische Geste nötig, mit der der König seine Bereitschaft bekunde, die jüdischen Emigranten wieder aufzunehmen. König Hassan entsprach dieser Bitte und schickte seinen Ministerpräsidenten nach Amman, der dort dramatisch verkündete, daß jeder Jude in Israel, der nach Marokko zurückkehren wolle, dort höchst willkommen wäre.

Ein unmittelbares praktisches Ergebnis hatten Sartawis Bemühungen. In Paris hatte er gehört, daß etwa 10.000 marokkanische Juden, die nach Israel ausgewandert waren, nach Paris verschlagen wurden und dort als staatenlose Ausländer lebten. (Das war natürlich ein Irrtum. Jeder Jude, der nach Israel kommt, erhält automatisch die israelische Staatsbürgerschaft, und die marokkanischen Juden, die von Israel nach Frankreich emigrierten, hatten

168