zu König Hassan stehen, jedoch starke emotionale Bindungen an den Staat Israel haben und nicht zwischen beiden zerrissen werden wollen. Sie sagten auch, daß die Organisation der jüdischen Gemeinde in Marokko keine politischen, sondern soziale und religiöse Aufgaben habe, und daß es daher keinen Sinn habe, mit PLO-Vertretern zusammenzukommen. Bald darauf aber teilte der Leiter des königlichen Büros ihnen mit, daß ein Sonderbotschafter des PLO-Hauptquartiers in Beirut eingetroffen sei und bei ihm wohne. Er lud zwei der jüdischen Persönlichkeiten ein, ihn und den Botschafter besuchen zu kommen. Die Juden konnten nicht ablehnen - wegen der Schwierigkeit, sich der Bitte einer hochstehenden Persönlichkeit zu widersetzen, und wegen der geheiligten Sitte der Gastfreundschaft. Das Treffen fand also statt. Neben dem Sonderbotschafter nahm ein Angehöriger der Ständigen Vertretung der Fatah in Marokko daran teil sowie der Gastgeber, der als Vermittler fungierte... Das Treffen, das mehrere Stunden dauerte, fand in gespannter Atmosphäre statt. Die PLO-Vertreter sagten, für sie sei Israel eine feststehende Tatsache und ihr Ziel sei es, mit den Juden in Frieden zu leben. Sie sagten, sie wüßten, daß einige arabische Länder und insbesondere Irak und Syrien die Juden ungerecht behandelt hätten, und die PLO wolle diese Ungerechtigkeit etwas ausgleichen, indem sie einen Fonds einrichte, mit dem solchen Juden, die in Israel nicht integriert worden seien, zur Rückkehr in die arabischen Länder verholfen werden solle.

Die PLO-Vertreter fügten hinzu, daß sie damit nicht nur die Rückkehr in Israel lebender Juden meinen, sondern auch die der in die Vereinigten Staaten und nach Kanada emigrierten. Sie sagten, daß sie hofften, diese Juden würden mit der Rückkehr in ihre alte Heimat eine Brücke der Verständigung zwischen den beiden Völkern schaffen, die in einen endlosen Krieg verstrickt seien.

Die jüdischen Vertreter sagten, sie glaubten nicht, daß viele Juden in die arabischen Länder zurückkehren würden, weil sie im Staate Israel tiefe Wurzeln geschlagen hätten und ihn als ihre Heimat betrachteten. Wenn sie jedoch, so fügten sie hinzu, nach Marokko zurückkehrten, würden die jüdischen Institutionen in diesem Lande mit ihrer langen Tradition der gegenseitigen Hilfe ihnen beistehen, sich niederzulassen, und deshalb sei keine PLO-Hilfe nötig.

Die jüdischen Sprecher hatten den Eindruck, daß die PLO-Emmissäre das Ziel verfolgten, eine kleine Kolonie von ein paar Dutzend jüdischer Familien in wohlhabenden Verhältnissen zu errichten, die sie zum Vorzeigen benutzen können, wenn sie sich an die westliche Öffentlichkeit wenden. Sie wollen beweisen, daß Juden und Araber Seite an Seite leben können und daß nur der Zionismus die Wurzel allen Übels ist. Dieser Schritt, sagten die jüdischen Sprecher, ist eine neue Phase in der ausgeklügelten psychologischen Kriegführung der PLO, dazu bestimmt, ihr Image als Mörder von Frauen und Kindern zu ändern und sich als tolerante, aufgeklärte und friedliche Bewegung zu präsentieren."

Die Zeitung merkte an, daß die mysteriöse Quelle, die ihr den Bericht übermittelt hätte, auch dem Ministerpräsidenten, dem Außenminister und dem Vorsitzenden der Jüdischen Agentur Bericht erstattet hätte, daß dieser Bericht jedoch geheimgehalten worden sei.

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