Jahre später, als unser Dialog mit Sartawi bekannt geworden war, brachen die mysteriösen Quellen erneut auf. Der staatlich gelenkte israelische Rundfunk meldete plötzlich, Sartawi gehöre einer von Arafat aufgestellten Sondereinsatztruppe für die psychologische Kriegführung gegen Israel an, und wir wären die nützlichen Idioten in einer Kampagne, die in Wahrheit bezwecke, die Juden zum Verlassen Israels zu bringen.

Das war natürlich Unsinn. Als wir unseren Dialog aufnahmen, hatte Sartawi dieses Stadium weit hinter sich gelassen. Das Treffen in Marokko war vielleicht ein Meilenstein auf seinem eigenen langen Marsch. Die Juden selbst brachten ihn zu der Einsicht, daß alle Mühen, die orientalischen Juden zum Verlassen Israels zu bringen, vergeblich waren. Kein Jude war nach Libyen und in den Irak zurückgekehrt, trotz der Einladungen. Weder Oberst Gaddafi noch die blutbespritzten irakischen Diktatoren waren eine wandelnde Werbung für das Paradies, das die Juden in ihren ehemaligen Heimatländern erwartete.

Sartawi selbst sagte mir später: "Ich erkannte, wie sinnlos jede Mühe ist, den Juden alle Rechte zu garantieren in Ländern, deren eigene Bürger so etwas nicht kennen." Eine bittere Bemerkung, in der das ganze Ausmaß der Verachtung mitschwang, die der Palästinenser für die repressiven arabischen Diktaturen empfand - für jene, die die palästinensische Sache so oft verraten hatten.

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Der interessanteste Satz in dem Zeitungsbericht über das marokkanische Treffen war Sartawis Äußerung, daß Israel für die PLO jetzt eine feststehende Tatsache sei. Das war zweifellos eine Wendung in Sartawis eigenem Denken wie in der Entwicklung der PLO-Konzeption. Es zeigte, daß die PLO inzwischen so weit fortgeschritten war, daß sie das Faktum der Existenz Israels anerkannte. Zeitlich fiel es zusammen mit den Hammami-Artikeln, dem Beginn meines Dialogs mit Hammami und dem PLO-Beschluß, der die Schaffung einer palästinensischen Nationalautorität in einem Teil Palästinas forderte, daß heißt den Willen erkennen ließ, Seite an Seite mit Israel zu leben. Nebenbei gesagt beweist der Satz auch, daß der israelische Geheimdienst und damit der Ministerpräsident Mitte 1976 sehr wohl wußten, daß ein hochrangiger PLO-Funktionär namens Issam Sartawi im vertraulichen Gespräch solche Ansichten äußerte. Zweifellos hatten die jüdischen Gesprächsteilnehmer in Marokko den israelischen Behörden Bericht erstattet.

Sartawi war ein absolut logisch denkender Mensch, ein Mann mit der Fähigkeit, den Tatsachen ins Auge zu sehen, sie kühl zu analysieren und klare Schlüsse aus ihnen zu ziehen - eine Fähigkeit, die bei Politikern aller Völker selten ist.

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