Die Bruchstelle war, so seltsam das ist, ein ganz unbedeutender Israeli: Uri Davis. Als Sartawi erfuhr, daß Hammami seine Kontakte zu Davis fortsetzte, nachdem der Israelische Rat für israelisch-palästinensischen Frieden gegründet worden war, war er wütend. Davis befürwortete die Auflösung des Staates Israel, ganz wie die betonharten arabischen Nichtanerkenner. Er war berüchtigt in Israel als Antizionist. Jeder Kontakt zu ihm konnte nur zerstörerisch auf die Grundlage des Dialogs mit uns wirken. Wir waren von Wert, weil wir sogar von unseren Verleumdern als israelische Patrioten akzeptiert wurden. Der Rat wurde offiziell als ein zionistisches Gremium bezeichnet. Er war ein wichtiges Instrument, um die israelischen Massen, die natürlich zionistisch sind, davon zu überzeugen, daß Frieden mit den Palästinensern möglich und für die Zukunft Israels wünschenswert ist. Kontakte zu Leuten wie Davis mußten unweigerlich der Glaubwürdigkeit unserer Kontakte und ihrem eigentlichen Zweck schaden.

Ich hatte ein paar Wochen zuvor Hammami eben dies klarzumachen versucht. Er sah das anders. Er fand, daß Anstand und Loyalität ihn verpflichteten, keinen früheren Gesprächspartner fallenzulassen, der Sympathie und Solidarität mit der Sache der Palästinenser zum Ausdruck gebracht hatte. Für Sartawi war das sentimentaler Quatsch. Er hatte eine stürmische Sitzung mit Hammami, und als der Londoner Vertreter uneinsichtig blieb, nahm Sartawi ihm die ganze Sache aus der Hand und übernahm sie selber.

Mehr als ein Jahr lang stand Hammami, während unsere Gespräche mit Sartawi in vollem Gange waren, im Abseits. Sartawi tat das ein bißchen leid. Bei dem Londoner Seminar im Oktober 1977 wich er vom Thema ab, um Hammami als großen Pionier des israelisch-palästinensischen Dialogs zu würdigen. Zwei Wochen vor der Ermordung Hammamis traf sich Sartawi mit ihm in London, und sie legten ihren Streit bei. Sie beschlossen, sich Mitte Januar 1978 wieder zu treffen, um alles zu besprechen und den Rahmen für ihre Zusammenarbeit abzustecken. Doch am 4. Januar war Hammami tot. Am 13. Februar fand eine Gedenkstunde zu Ehren Said Hammamis in London statt. Sartawi und ich sollten die Hauptredner sein. Ich erhielt eine herzliche Einladung von Andrew Faulds und Dennis Walters, zwei britischen Unterhausabgeordneten, im Namen der britischen Sektion des Parlamentarischen Vereins für Euro-arabische Zusammenarbeit. Wenige Tage später erreichte mich ein aufgeregter Anruf aus London. Ob ich nicht, bitte, ein Telegramm schicken könnte, daß ich krank sei und nicht kommen könnte? Wie ich später herausfand, hatten die arabischen Botschafter in London, als sie hörten, es sei auch ein Israeli eingeladen, den Boykott der Veranstaltung angedroht, und die Veranstalter meinten, ihre Anwesenheit sei wichtig. Ich beugte mich und telegrafierte, daß ich für eine Teilnahme zu krank sei, und ich bekam dafür ein dankbares Antworttelegramm. So wurden eben die Ideen, für die Hammami sein Leben gegeben hatte, für ihn verraten.

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