Vorbereitungskonferenz einzuberufen, um einen neuen Anstoß zu geben. Kreisky sagte zu, die Möglichkeiten dafür zu prüfen.

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Drei Tage nach unserem Essen bei Kreisky traf ich Sartawi in Paris wieder. Dort erhielten wir einen Anruf von Matti. Berichten in der israelischen Presse zufolge hatte Abdallah Frangi, der PLO-Vertreter in Bonn, bekanntgegeben, nach dem Sieg Begins in Israel seien alle PLOKontakte mit Israelis unterbrochen.

Sartawi wollte es nicht glauben. Er wußte nichts von einer solchen Entscheidung. Er führte ein paar Telefongespräche und gab Bescheid: Die Nachricht stimmt. Ein solcher Beschluß ist tatsächlich gefaßt worden.

Das lehrte mich einiges darüber, wie der PLO-Apparat arbeitete. Keiner hatte Sartawi etwas von der Suspendierung der Kontakte gesagt, die ihn ja mehr anging als irgend jemanden sonst. Offenbar war Arafat gezwungen gewesen, diesem Beschluß zuzustimmen, hatte sich aber nicht verpflichtet gefühlt, ihn auch durchzusetzen. Dies war ein Verfahren, das sich noch häufiger wiederholen sollte.

Issam war natürlich ziemlich verbittert. In langen Stunden des Zwiegesprächs begann sich vor meinen Augen der Schleier des Geheimnisses, der das Innenleben der PLO verhüllte, allmählich zu lüften.

"Kaddumi hat es geschafft, daß Begin gewählt wurde!" sagte Issam. Dennoch glaubte er nicht, daß Kaddumi wirklich gegen Kontakte mit Israel oder die Zweistaatenlösung sei. Er hielt Kaddumi für einen Opportunisten, der in den Reihen der Palästinenser beliebt sein, bei den Sowjets und den Syrern persona grata bleiben und den Aufstieg eines neuen außenpolitischen Stars und Rivalen wie Sartawi verhindern wollte.

Bei der dreizehnten Konferenz des Palästinensischen Nationalrates im März 1977 in Kairo hatten Sprecher der Betonfraktion Sartawi angegriffen und ihn als Verräter an der palästinensischen Sache beschimpft. Aber Arafat selbst war ihm zu Hilfe gekommen. In einer aufrüttelnden Rede auf der Konferenz hatte Arafat ihn "einen großen palästinensischen Patrioten" genannt und in glühenden Worten seine Tätigkeit für die Sache der Palästinenser, insbesondere seine Kontakte zu den progressiven Kräften in Israel geschildert. Die mehr als zweihundert Delegierten hatten darauf mit einer herzlichen, beinahe stehenden Ovation für Sartawi reagiert.

Aber der Sieg Begins hatte das empfindliche Gleichgewicht der palästinensischen Meinungen in dieser Frage wieder verändert - der damals und noch viele Jahre lang in der Palästinenserbewegung umstrittensten Frage. "Da sitzen ein paar vollgefressene Palästinenser in den Golfstaaten auf ihren Ärschen und spielen weit vom Schuß die Helden", war Sartawis Interpretation.

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