wurde von ihren ehemaligen Genossen als notwendige Voraussetzung dafür erklärt, daß die Partei Einfluß in der ägyptischen Gesellschaft gewinnt.

Da waren die Genossen aus dem algerischen Untergrund, für die Curiel während des algerischen Unabhängigkeitskampfes seine Freiheit riskiert hatte. Da waren fremdartige Gesichter, die Untergrundkämpfern verschiedener Länder und Rassen gehörten, ein Panorama der Freiheitskämpfer, die alle in Curiel einen selbstlosen Freund und eine helfende Hand gefunden hatten. Doch Curiel selbst war nur ein staatenloser Flüchtling gewesen, beargwöhnt von Amerikanern und Russen, ein Mann, der in kein Schema paßte, ein Freiheitskämpfer, der Terror verabscheute ("Blinder Terror ist eine Art Faschismus", sagte er mir einmal). Er war einer der wenigen Menschen, die wirklich unersetzlich sind, weil er einzigartig war.

Unter den vielen Gesichtern fehlte eins: Sartawis. Die französische Polizei, die für seine Sicherheit verantwortlich war, hatte Bedenken gegen seine Teilnahme. Sartawi bat und schimpfte, mußte sich aber schließlich den Wünschen seiner Wächter fügen. Er schickte im Namen der PLO einen großen Kranz, der neben den Kranz des Israelischen Rates auf das Grab gelegt wurde - ein stilles Zeichen der Trauer um den Mann, der Gastgeber für die erste Begegnung zwischen Sartawi und uns gewesen war.

Nach der Beisetzung suchte ich Sartawi in seinem Büro auf. Es war der israelische Unabhängigkeitstag.

*

Viel hatte sich in den voraufgegangenen Monaten ereignet. Ende September und Anfang Oktober hatte das Londoner Seminar stattgefunden und Gelegenheit zu einer öffentlichen Verbrüderung zwischen Israelis und Palästinensern geboten - zwischen Sartawi, Hammami, Matti und mir. Bald darauf aber, bei einer anderen, kommunistisch gelenkten Konferenz in Paris hatten die arabischen Delegationen Lova Eliav und Meir Pail, die aus Israel gekommen waren, praktisch niedergeschrien und zum Schweigen gebracht. Lova war tief beleidigt und reagierte mit der Veröffentlichung einiger sehr unverblümter Bemerkungen über die PLO, ihre Feigheit und ihre Unfähigkeit, auf die israelische Friedensbewegung zu reagieren.

Anwar Sadats historischer Gang nach Jerusalem hatte die Landkarte verändert. Nach einigem Zögern stand die PLO mit Macht dagegen auf.

Sartawi und andere berichteten mir später, wie es dazu kam. Als Sadat im ägyptischen Parlament seine berühmte Rede hielt, in der er seine Absicht kundtat, nach Jerusalem zu gehen und vor der Knesset zu sprechen, war Arafat als Ehrengast anwesend. In den Tagen zuvor war er als Vermittler zwischen Libyen und Ägypten tätig gewesen, die sich gegenseitig an der Gurgel saßen, wie gewöhnlich, und Sadat hatte ihn zur Sitzung des Parlaments eingeladen, um seiner Dankbarkeit Ausdruck zu geben. Dort hatte der

203