ägyptische Präsident den PLO-Chef mit Lob und Preis überhäuft, und Arafat war glücklich. Zufrieden saß er da und applaudierte immer noch, als Sadat seine große Überraschung losließ. Bevor Arafat merkte, was vor sich ging, befand er sich in einer Lage, die ausländische Beobachter zu der Vermutung zwang, er sei in den Plan eingeweiht gewesen. Er fühlte sich hereingelegt. Dennoch wandte er sich nicht sofort gegen die Initiative, sondern wartete ab, wie es seine Art ist, um zu sehen, wie sich die Dinge weiter entwickelten. Als er aber nach Beirut zurückkam, schlug ihm eine Stimmung entgegen, die der Revolte nahekam. Die Palästinenser waren außer sich, sie fühlten sich verraten von Ägypten, einem Land, das die meisten von ihnen liebten. Arafat mußte in diesen Konsens einstimmen, und von nun an wurde er zum unversöhnlichen Feind der ägyptischen Initiative.

Ich war immer der Meinung, daß daran weitgehend Sadat schuld war. Er hatte es nicht nur versäumt, vorher die Palästinenser zu konsultieren, und hatte Arafat in eine unmögliche Lage gebracht, sondern er hat es auch unterlassen, in seiner historischen Rede vor der Knesset die PLO zu erwähnen, und das war ganz fatal. Im Knesset-Saal, in den ich aus diesem historischen Anlaß als ehemaliger Abgeordneter eingeladen war, hörte ich mir die Rede an und wartete dabei auf ein Wort über die Palästinenserorganisation, denn ich wußte, wie entscheidend wichtig ein solches Wort für die Palästinenser war. Sartawi meinte, Begin hätte vor der Rede Dajan ins King David-Hotel geschickt, wo Sadat wohnte; der hätte Sadat gesagt, es stehe ihm frei, zu reden, was immer er wolle, nur in einem Punkt habe der Ministerpräsident eine spezielle Bitte an ihn: daß er nicht über die PLO spreche. Sadat gehorchte. Ich glaube, das war ein historischer Fehler, der seine einmalige Tat partiell zum Fehlschlag machte. Anders als meine palästinensischen Freunde glaube ich nämlich, daß Sadat es ernst meinte in seinem Bemühen, für die Palästinenser etwas zu erreichen. Wie sein Freund Kreisky begriff er allerdings nicht die Mentalität Begins.

Meine Partei unterstützte die Sadat-Initiative. Wir als israelische Friedensaktivisten konnten eine solche Initiative nur von ganzem Herzen begrüßen, denn sie brachte einen formalen Frieden zwischen Israel und dem wichtigsten Araberstaat, mochte er auch unvollkommen und brüchig sein.

Ich fuhr sofort nach Ägypten, ohne Visum und entgegen israelischem Recht. Ich werde nie das Gefühl des vollkommenen Glücks vergessen, das ich in jenen ersten Tagen in Ägypten empfand, als ich mich in einer arabischen Hauptstadt frei bewegte, überall gefeiert wie ein Mann vom Mars. Damit war bewiesen, was ich seit Jahren sagte: Es gibt keine wirkliche Feindschaft zwischen Araber und Israeli; wenn das Eis einmal gebrochen ist, verbrüdern sie sich leicht und aus vollem Herzen.

Der erste Moment war der unvergeßlichste. Ich landete mit einer griechischen Maschine aus Athen, trat an den Schalter der Paßkontrolle und reichte einem

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