jungen, uniformierten ägyptischen Polizisten meinen Paß. Lässig nahm er ihn entgegen und begann, darin zu blättern. Ich folgte jeder seiner Bewegungen mit einer kalten Erregung, wie ich sie nur vom Schlachtfeld her kannte. Plötzlich erstarrte er, blickte auf zu mir, und dann zog sich ein ungeheures Lächeln über sein Gesicht. "Merhaba", sagte er. Willkommen.

Ich fuhr mehrere Male nach Ägypten, und in einer ägyptischen Zeitung las ich, daß der ranghohe PLO-Funktionär Dr. Issam Sartawi sich positiv zur ägyptischen Initiative geäußert habe. Es war eine gewagte Tat - einmalig, aber typisch für Sartawi, der es ja auch begrüßt hatte, daß Abd-el-Nasser nach dem Zermürbungskrieg sieben Jahre zuvor dem Waffenstillstand mit Israel zustimmte.

Nach dem Abkommen von Camp David hoffte ich, daß die PLO mit einem qualifizierten Ja, aber" oder zumindest "nein, aber" reagieren würde. Das war die Art, in der die Zionisten vor der Gründung Israels gewöhnlich auf Initiativen reagierten und jede Gelegenheit nutzten, sich einen Vorteil zu verschaffen. Aber der Gefühlssturm, den Sadats Unterlassungen bei den Palästinensern ausgelöst hatte, machte eine solche Taktik unmöglich. Ich frage mich noch heute, was wohl geschehen wäre, wenn die PLO anders reagiert hätte, wenn am Tag nach der Sadat-Initiative auf Einladung Sadats ein Vertreter der Palästinenser in der Menahaus-Konferenz aufgetreten wäre.

Am ersten Tag dieser Konferenz gab es einen grotesken kleinen Zwischenfall. Nachdem die israelische Delegation den Saal betreten hatte, hißten die Ägypter vor dem Gebäude die Fahnen Ägyptens, Israels und aller arabischen Länder, darunter die der PLO, denn die PLO war von Ägypten offiziell eingeladen worden, hatte die Einladung aber abgelehnt.

Auf der Vortreppe des schönen Hotels packte ein israelischer Sicherheitsoffizier plötzlich in heller Aufregung meinen Arm und sagte: "Uri, Sie müssen mich retten. Sie sind der einzige, der es weiß. Wie sieht die PLO-Fahne aus?1 Ich erklärte ihm, daß es eine PLO-Fahne nicht gäbe, sondern nur die palästinensische Nationalfahne, und die zeichnete ich für ihn auf ein Stück Papier. "Das ist sie! Diese... haben die PLO-Fahne gehißt!" schrie er und lief davon, um es der israelischen Delegation zu melden. Sie legte Protest ein, und die Ägypter reagierten sehr typisch. Sie erklärten, die Fahnen seien nur für den Augenblick der Eröffnung der Konferenz gehißt worden, und holten sämtliche Fahnen wieder ein.

Drei Monate später, wieder in Kairo, wollte ich mit meinem kleinen Transistorradio die Nachrichten aus Israel hören. Ich stand auf dem Balkon des Sheraton-Hotels und blickte zufrieden auf den schönen Nil hinunter, noch nicht gewöhnt an das traumhafte Erlebnis, überhaupt hier zu sein. Da hörte ich verzerrtes Hebräisch, das aus Jerusalem kam. Ich hörte, daß in der Nähe von Tel Aviv ein entsetzliches Massaker stattgefunden hatte. PLO-Terroristen waren an der Küste gelandet, hatten eine Fotografin, die ihnen über den Weg

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