Jerusalems und der Gewährleistung der unveräußerlichen nationalen Rechte des palästinensischen Volkes einschließlich des Rechts, auf seinem nationalen Boden seinen unabhängigen Staat zu errichten." Nach arabischem Sprachgebrauch bedeutete dies praktisch die Anerkennung Israels in seinen Grenzen vor 1967 und der Schaffung eines Palästinenserstaates in der West Bank und in Gaza mit der Hauptstadt Ost-Jerusalem - ein Plan, der dem Programm des Israelischen Rates sehr ähnlich war.

Es war das erste Mal, daß sich die gesamte arabische Welt offiziell auf eine gemeinsame Friedensplattform einigte. Das war ein großer Sieg für Yassir Arafat, der hinter den Kulissen auf diesen Kurs hingesteuert hatte. Bewegende Kraft war vor allem Saudi-Arabien, das den Stab der arabischen Führungsmacht aufhob, wo Ägypten ihn fallengelassen hatte. Die Saudis befürchteten jetzt eine Radikalisierung der Palästinenser, die ihr System destabilisieren würde, wenn man nicht bald eine Lösung fände. Auch fürchteten sie eine israelische und iranische Bedrohung ihrer Ölfelder, und daher drängten sie aktiv zu einer Friedensformel. Syrien und der Irak, die beiden Rivalen und Erzfeinde, waren für einen Augenblick im gemeinsamen Widerstand gegen Ägypten geeint.

Es war ein Augenblick der Verheißung für einen großen Friedensentwurf. Aber er wurde von West und Ost vollkommen ignoriert. Begin erklärte in der Knesset, der Bagdader Gipfel habe die Beseitigung Israels beschlossen. Als ich ihn ein paar Monate später in der Knesset aufforderte, das zu beweisen, schickte er einen seiner Handlanger ans Rednerpult der Knesset, der mir als Antwort ein paar ausweichende Texte vorlas.

Diesen Sieg hätte die israelische Propaganda nicht erringen können, wenn sie nicht, wie üblich, von arabischen Radikalen aktiv unterstützt worden wäre. In der Praxis spielte sich das ganze so ab: Im letzten Moment einigten sich die arabischen Staatsoberhäupter auf die endgültigen Beschlüsse. Der arabische Wortlaut mußte sorgfältig in die europäischen Sprachen übersetzt werden. Das brauchte Zeit. Aber die Massenmedien können nicht warten. Das machten sich kleine radikale Gruppen zunutze und gaben entstellte Kommuniqués heraus, die solche Beschlußtexte hervorhoben, in denen Ägypten in Bausch und Bogen verurteilt wurde, weil es einen Separatfrieden abgeschlossen habe und aus der arabischen Front desertiert sei. Wieder wie üblich war der entscheidende Passus mit seiner Friedensbotschaft in einem Riesenschwall kriegerischer Rhetorik versteckt, und uninformierte Journalisten stürzten sich auf diese sensationellen Einzelheiten. Aber für die Palästinenserführung waren die Ergebnisse von Bagdad wichtig. Zum ersten Male erhielt sie eine einstimmige arabische Bestätigung der gemäßigten PLO-Linie. Als ich Sartawi Mitte Dezember in Wien traf, sagte er: "Es war herrlich. Ich brauche keine Angst mehr zu haben, in den Rücken geschossen zu werden." Er meinte, die Ablehner innerhalb der PLO wie Georges Habasch (den er mit "eurem

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