Geula Cohen" verglich) seien entscheidend geschwächt worden. Arafat hatte sich die Lage zunutze gemacht und dem amerikanischen Kongreßabgeordneten Finley gegenüber eine sehr gemäßigte Erklärung abgegeben. Wie gewöhnlich folgte ihr eine Klarstellung aus Beirut, die nicht direkt dementierte, was Finley berichtet hatte, die aber für israelische Zwecke als Dementi ausgelegt werden konnte.

Sartawi brachte mir auch eine Nachricht von Arafat mit. Er hatte sie schwarz auf weiß niedergeschrieben. Aber unterwegs im Flugzeug hörte er plötzlich, daß eine Zwischenlandung in Damaskus geplant sei, woraufhin er zur Toilette eilte und die Schriftstücke vernichtete. Er mußte mir die Botschaft aus dem Gedächtnis wiedergeben.

Der Vorsitzende hatte meinen Brief an ihn gelesen, wie alle vorhergehenden auch. Ja, er wollte mir noch einen verspäteten Dank sagen für meinen Offenen Brief im Jahre 1970, mit dem ich ihn vor jordanischen Plänen gegen die PLO gewarnt hatte, die bald darauf im Schwarzen September verwirklicht wurden. Er erinnerte sich sehr lebhaft an diesen Brief (ich selbst hatte ihn vollkommen vergessen). Erfand es auch bemerkenswert, daß unsere Kontakte, als sie noch ganz geheim waren, zwar in die israelische Presse durchsickerten, daß aber nichts davon in der Haolam Hazeh erschienen war. Sartawi hatte mit Arafat außerdem über einen Plan gesprochen, den wir diskutiert hatten: in hebräischer Sprache eine Sammlung der Reden und Erklärungen Arafats herauszugeben, die weithin ignoriert oder falsch wiedergegeben worden waren. Arafat hatte seine Zustimmung dafür gegeben.

Aber das alles war nicht genug. Die wirklich große Geste, der entscheidende Anstoß, den wir brauchten, war noch nicht in Sicht.

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In diesen Monaten traf ich Issam sehr oft, meistens in Wien, wo es sicherer war als in Paris. Auf direkte Anordnung des Bundeskanzlers gab die österreichische Polizei sich große Mühe, ihn zu beschützen.

Gewöhnlich wohnten wir beide im Hilton. Wenn ich ankam, pflegte ich nach Dr. Osman zu fragen, dem Namen, der in dem tunesischen Diplomatenpaß stand, mit dem Sartawi reiste. Dann kramte der österreichische Empfangschef in seinen Papieren und sagte: "Tja, der Dr. Aussmann ist noch nicht da." Der uralte arabische Name war wirksam eingedeutscht worden. Bei solchen Treffen redeten wir praktisch rund um die Uhr miteinander, wir trafen uns zum Frühstück, gingen zu unseren getrennten Verabredungen, trafen uns im Laufe des Tages wieder und aßen zusammen zu Abend bis spät in die Nacht. Manchmal sprachen wir über andere Themen, aber meistens zerbrachen wir uns die Köpfe darüber, was zu tun sei, und erklärten einander die jeweiligen Realitäten bei uns.

Lebhaft erinnere ich mich an ein bestimmtes Essen in einem der vielen

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