densbewegung zu überreden. Kreisky persönlich nahm den Hörer ab, und als ich zu sprechen begann, fragte er: "Warum sprechen Sie nicht mit Arafat selber? Er sitzt hier direkt neben mir. Ich frage ihn mal."

Es verstrichen ein paar Minuten und ich hörte Stimmengemurmel. Mir war eigenartig zumute. Noch nie war ich Arafat physisch so nahe gekommen. Dann nahm jemand den Hörer auf und ich hörte die vertraute Stimme von Issam. "Der Vorsitzende hält es nicht für opportun, jetzt mit Ihnen zu sprechen, aber er sitzt hier und bittet mich, Ihnen und Ihren Freunden seine herzlichsten Grüße zu übermitteln."

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Im September 1979 wurde eine internationale Konferenz unter Teilnahme von Palästinensern und Israelis in Rom einberufen. Math Peled mußte zu dem Termin in die Vereinigten Staaten, und Sartawi drängte mich, teilzunehmen. Er war nicht eingeladen, denn dies war ein Unternehmen, das organisatorisch über seinen Gegner Kaddumi lief. Aber er war sehr darauf bedacht, immer mehr Palästinenserführer in unmittelbare Begegnungen mit Israelis einzubeziehen, deshalb hielt er es für unabdingbar, daß ich dort teilnähme, besonders weil der palästinensischen Delegation zwei sehr wichtige Persönlichkeiten angehören sollten: Ahmed Sidki Dajani, ein namhafter PLO-Diplomat, und - noch wichtiger - Magid Abu-Scharar, Sekretär des Revolutionsrates, der höchsten Führungskörperschaft der Fatah. Abu-Scharar war der Kopf des prosowjetischen Teils der Fatah.

Als er spürte, wie ich zögerte - auch ich war zu der Zeit sehr beschäftigt -, sagte mir Sartawi, daß Arafat der Delegation persönlich Anweisung gegeben habe, die Israelis mit größtmöglicher Herzlichkeit zu behandeln.

Auf der Konferenz behandelte Dajani die israelische Delegation dann tatsächlich sehr freundlich. Sie bestand neben mir aus Dr. Jakob Arnon sowie zwei Kommunisten und zwei Universitätsprofessoren. Als Delegationsleiter hielt ich die erste israelische Rede und wandte mich direkt an die Palästinenser. Die PLO-Delegation war da und hörte aufmerksam zu. Später gab Dajani eine Pressekonferenz, zu der auch israelische Journalisten eingeladen waren und Fragen stellen durften. Dajani zeigte sich sehr aufgeschlossen und erklärte in unzweideutigen Worten, die PLO wolle einen Palästinenserstaat in der West Bank und in Gaza und sei zum Frieden mit Israel bereit. Abu-Scharar hielt sich weit mehr zurück und vermied jede wirkliche Kontroverse. Das hatte, wie wir sehen werden, seine Bedeutung. Es war ein Ausdruck der höchst ambivalenten Haltung der Sowjetunion zu unseren Friedensbemühungen. Zwar befürwortete die Sowjetunion ein klares Friedensprogramm auf der Grundlage der Koexistenz Israels und des künftigen Palästinenserstaates, aber ganz offenbar beobachtete sie alle direkten palästinensisch-israelischen Kontakte außerhalb des kommunistischen Lagers mit großem Mißvergnügen. Sie

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