wollte alle Friedensbemühungen durch ihre eigenen Kanäle lenken und zögerte nicht, jeden anderen Ansatz zu torpedieren. Im Effekt verhielten sich die Sowjets ähnlich wie die Amerikaner.

Die Konferenz von Rom fand breiten Widerhall in der israelischen Presse und hinterließ einen positiven Eindruck, der allerdings dann durch ein Ereignis der hergebrachten Art rasch zerstreut wurde. Französische Journalisten hatten mich im Gespräch mit Dajani beobachtet und unterstellt, Dajanis Äußerungen wären auf geheime Diskussionen zwischen uns zurückzuführen. Das wurde in übertriebener Form publiziert und muß die Palästinenser wohl erschreckt haben. Dajani gab in Beirut ein Dementi heraus. Wieder einmal.

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Das war nur der Vorbote viel ernsterer Ereignisse.

Anfang 1979 hatte mich Kreisky bei einer unserer Unterhaltungen gefragt, was ich von einer Idee hielte, die ihm gekommen war. Jemand hatte einen Geldbetrag gestiftet, der für die Festlichkeiten zu Kreiskys Geburtstag bestimmt war. Kreisky wollte das Geld nicht annehmen und es lieber in einen Preisfonds einbringen. Der "Bruno-Kreisky-Preis" sollte alle drei Jahre an eine Person oder Personen vergeben werden, die Außergewöhnliches für die Sache des Friedens und der Menschlichkeit geleistet hatten. Kreisky wollte den Preis benutzen, um den israelisch-palästinensischen Frieden zu fördern. Er schlug vor, den Preis für 1979 an Sartawi und einen Israeli zu vergeben, und fragte mich, was ich davon hielte, Lova Eliav mit dem Preis auszuzeichnen. Er zog Eliav anderen Namen vor, weil er früher einmal Sekretär der Arbeiterpartei war, und Kreisky hoffte ganz offen, Eliav zu bewegen, unsere Scheli-Partei zu verlassen und sich wieder der Arbeiterpartei anzuschließen. Mir gefiel das ganz und gar nicht, aber die Idee, den Preis einem Israeli und einem Palästinenser zu geben, fand ich gut, und deshalb stimmte ich der Kandidatur Eliavs uneingeschränkt zu. Als ich wieder in Israel war und Lova davon unterrichtete, war er zunächst entrüstet, daß man einen solchen Beschluß gefaßt hatte, ohne ihn zu fragen, aber dann ließ er sich erweichen und nahm an.

Auf der anderen Seite war die Sache sehr viel komplizierter. Die PLO war zu einer weiteren palästinensisch-israelischen Fraternisierung nicht bereit und wies Sartawi an, nicht an der Feier der Preisverleihung teilzunehmen.

Das war ein direkter Affront gegen Kreisky, noch dazu nachdem der Bundeskanzler den ungewöhnlichen Schritt getan hatte, Arafat nach Wien einzuladen. Issam war wütend auf seine Kollegen, und deshalb verhielt er sich auf seine typische Art: Unter Mißachtung seiner Instruktionen ging er zu der Feier, die nach langer Verzögerung im Oktober 1979 stattfand, allerdings, auf seine Bitte hin, nicht mit großen Fanfarenklängen. Niemand aus Israel war eingeladen, und so war ich auch nicht dabei. Später habe ich das sehr bedauert, denn ich hätte vielleicht manches verhindern können, was sich dann abspielte.

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