Die Tür ging auf und zwei Herren wurden hereingeführt. Der eine war Abu Marwan, der PLO-Botschafter in Rabat. Der andere war einer der wichtigsten Leute der PLO, Khaled al-Hassan, Arafats politischer Berater, Mitglied der obersten Führungsspitze der Fatah und der PLO, einer aus dem halben Dutzend Topleuten rund um Arafat.

Nachdem wir sechs Jahre lang mit Hammami, Sartawi, Jiryes, Abu Faisal und zwei oder drei anderen zusammengekommen waren, hatten wir nun die höchste Ebene erreicht. Wie Sartawi uns später erzählte, hatte er Arafat gesagt: "Sie sehen immer Sartawi, Sartawi, Sartawi. Sie haben die Nase voll von meinem Gesicht. Neue Leute müssen in den Dialog eintreten!" Vom ersten Augenblick an entstand herzlichste Freundschaft zwischen Khaled al-Hassan und uns. Er ist ein reicher Geschäftsmann mit Sitz in Kuwait, ein Importeur elektronischer Geräte aus Japan. Er ist von imposanter Statur und hat einen herrlichen Humor, ein Mann von großer Klugheit und politischem Gespür. Es dauerte nur Minuten, und wir nannten ihn Khaled und er redete uns mit unseren Vornamen an.

Dann begann die ernsthafte Diskussion. Matti eröffnete sie mit einer gut durchdachten, knappen Vorstellung der israelischen Friedensbewegung, ihrer Möglichkeiten und Schwierigkeiten. Ben-Souda und sein Kollege Ahmed al-Khadera hörten aufmerksam zu. Ihre Aufgabe war es, so erklärten sie, vor unserer Begegnung seine Majestät zu informieren - vorher mit uns die Probleme zu diskutieren, so daß seiner Majestät konkrete Vorschläge unterbreitet werden konnten. Keiner machte sich Notizen, aber, wie sich am Ende zeigte, sie waren Experten im Zuhören, im Aufnehmen und Analysieren von Informationen. Ihnen entging nichts.

Nach ungefähr einer Stunde, in der wir alle gesprochen und Ideen eingebracht hatten, teilte man uns zu meinem Schrecken mit, das Abendessen sei serviert. Von den Gerichten und Desserts im Flugzeug hatte ich gewaltige Mengen verspeist, weil ich solch erlesener Kost einfach nicht widerstehen kann. Jetzt wurden wir in die Eßecke geleitet, wo wir uns auf Sitzkissen am Fußboden niederließen. Vor uns lagen wartend riesige Berge von Essen. Nicht mitzuessen wäre eine Beleidigung des Gastgebers gewesen, also verzehrte ich eine zweite Abendmahlzeit, noch mächtiger als die erste. Zum Glück schmeckte es so interessant, daß mein Appetit wieder angeregt wurde. Der Gastgeber fuhr mit der Hand ins Essen, wählte die saftigsten Brocken für uns aus und servierte sie uns von Hand zu Hand.

Während des Essens ging die politische Diskussion weiter, durchsetzt mit persönlichen Geschichten. Unser Gastgeber erzählte, daß seine Familie ursprünglich aus Granada stamme. Einer seiner Vorväter sei Schüler eines berühmten jüdischen Arztes gewesen, und alle seine Verwandten seien Rechtsanwälte oder Ärzte. "Alle außer mir sind Dichter", fügte er bescheiden hinzu. Der König selbst, so wurde festgestellt, gehöre zu einer Familie mit

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