Die Golfstaaten könnten ohne die Palästinenser nicht existieren. Es würde fünf Jahre dauern, sie an ihren Arbeitsplätzen zu ersetzen. Während andere Ausländer in den Golfstaaten und in Saudi-Arabien nach Hause geschickt werden könnten, hätten die Palästinenser keinen Ort, an den sie von dort aus gehen könnten. Überdies fürchteten die Saudis Streit mit den Palästinensern, weil das zu deren Radikalisierung führen könnte.

Was Syrien beträfe, so lebe es vom Krieg. Es sei gar nicht daran interessiert, die Golanhöhen zurückzubekommen, wenn das Frieden bedeutete. Als Frontstaat und Schutzwall der arabischen Welt erhalte Syrien fünf Milliarden Dollar im Jahr von den Araberstaaten. Es sei eine Frage des Geldes und der Ehre. Frieden wäre eine Katastrophe für Syrien.

Gegen fünf Efhr erhielten wir den erwarteten Telefonanruf. Die Audienz beim König fände am nächsten Tag um elf Uhr statt. Wir fanden das ärgerlich. Aber am nächsten Tag stellten wir fest, daß die Zeit nicht vertan worden war: Der König war sehr gründlich informiert und viele Punkte waren nachgeprüft worden. Wie einer seiner Berater uns verriet: "Inzwischen kennt er den genauen Rang von Matti Peled und die genaue Kragenweite von Uri Avnery." In der Zwischenzeit war uns freigestellt, zu tun, was uns beliebte. Wir beschlossen, uns die Stadt anzusehen und insbesondere den Basar.

Auf dem Weg nach draußen knipste Issam mit seiner Pocketkamera ein Bild. Es war eine sehr geheime Aufnahme, die uns unter dem Schild des Rabater Hilton stehend zeigte. Dann machte ein Portier noch ein Foto von uns zu viert. Welch großes Vertrauen Issam in uns setzte, zeigte sich ein paar Tage später, als er mir einen Abzug gab. Erst als die Zeit dafür reif war, veröffentlichte ich den unteren Teil des Bildes und schnitt oben das Schild ab, das auf die Örtlichkeit hinwies. Es war das erste Bild, das bis dahin von uns vieren aufgenommen worden war. Nachdem unsere Gespräche mit dem König von seiner Majestät selber publik gemacht worden waren, brachte ich das ganze Foto.

Nach der obligatorischen Besichtigung des beeindruckenden Mausoleums von König Mohammed V., Hassans Vater, der als Freund und Beschützer der Juden gegolten hat, gingen wir in den Souk. Es war ein unbeschreibliches Erlebnis und ergänzte die traumhafte Atmosphäre des ganzen Abenteuers. Da waren wir, drei Israelis und ein Palästinenser, wanden uns durchs Gedränge, sprachen Englisch und nur manchmal mit gedämpfter Stimme Hebräisch. Wir wurden von den marokkanischen Sicherheitsdiensten weder begleitet noch beschattet. Jeder von uns hielt nach anderen Dingen Ausschau: Matti war begierig, seltene Ausgaben arabischer Literatur und Poesie zu entdecken. Mir lag am Herzen, Kassetten mit marokkanischer Musik zu kaufen. Arnon suchte nach Souvenirs für seine Frau Luci. Ihm fiel es von uns dreien am schwersten, zu glauben, daß wir wirklich hier waren. "Das kann doch nicht wahr sein, das ist doch alles nur ein Traum", sagte er immer wieder. Er meinte,

232