Sieg und Niederlage

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Das Jahr 1981 fing recht vielversprechend an.

Am 11. Januar beging der Israelische Rat für israelisch-palästinensischen Frieden in Jerusalem seinen fünften Gründungstag. Issam Sartawis Gratulationsschreiben wurde verlesen und rief Aufregung hervor. Ein großes Plakat an der Wand zeigte die gekreuzten Fahnen Israels und Palästinas und brachte in schlichtester und knappster Form zum Ausdruck, um was es bei unserem Kampf ging.

Es brachte den Staatsanwalt in eine Zwickmühle. Ich formulierte sie für ihn so: "Diese Fahne ist verboten, weil sie die Identifizierung mit einer der Vernichtung Israels gewidmeten Organisation bedeutet. Wenn diese Fahne mit der israelischen Fahne gekreuzt ist, kann sie das zweifellos nicht bedeuten. Also ist sie entweder nicht die PLO-Fahne, weil die PLO ja Ihnen zufolge Israel vernichten will, und dann ist diese Fahne nicht verboten; oder sie ist die PLO-Fahne - dann folgt daraus, daß die PLO Israel nicht zu vernichten wünscht, und damit ist die Fahne bestimmt erlaubt."

Diese Beweisführung wurde vom Generalstaatsanwalt akzeptiert, der einige Jahre später der Polizei offiziell mitteilte, daß das öffentliche Zurschaustellen unseres Emblems als solche keinen Verstoß darstelle. In der Zwischenzeit jedoch wurden verschiedentlich unsere Mitglieder festgenommen, weil sie es getragen hatten, und sowohl gegen Matti Peled als auch gegen mich wurde von der Polizei ermittelt.

Das alles erklärt, warum es so viel Aufregung gab, als wir die gekreuzten Fahnen zum ersten Mal öffentlich zeigten. Am 13. Januar berichtete die französische Nachrichtenagentur aus Beirut, der offizielle Sprecher der PLO, Mahmoud Labadi, habe erklärt, daß das Zeigen der palästinensischen Fahne in Jerusalem eine "sehr bedeutsame und interessante Entwicklung" sei. Im selben Agenturbericht hieß es, daß auf der Veranstaltung unseres Rates eine Grußbotschaft von "Herrn Issam Sartawi, einem engen Mitarbeiter des PLO-Chefs Yassir Arafat" verlesen worden sei. Die Agentur schloß, es gebe "Gründe für die Vermutung, daß Herr Sartawi diese Grußbotschaft auf persönliche Anordnung von Herrn Arafat selbst geschickt" habe. Damit wurde der Satz über Frieden zwischen den Staaten Israel und Palästina, den Sartawi in einer Eingebung des Augenblicks und auf mein Drängen hin eingefügt hatte, von Arafat öffentlich abgesegnet.

Am selben Tag gab der jordanische Informationsminister Adnan Abu Oudah eine Erklärung heraus, in der es hieß, das Zeigen der palästinensischen Fahne

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