ziemlich enge Verbindungen in Washington gehabt, besonders mit Kissinger, Brzezinski, Vance, vorher mit Dean Rusk, abgesehen von einigen hohen Beamten, und daß ich deshalb bis zur heutigen Ära ziemlich gut informiert war. Es ist richtig, daß Sie ein Fragezeichen hinter Ihre Überschrift setzen, aber es ist gut, daß Sie öffentlich Ihre Zweifel am amerikanischen Wunsch nach Frieden äußern. Auch ich stelle mir in letzter Zeit diese Frage, obwohl man auch den Mangel an staatsmännischer Weisheit bei den für die Außenpolitik verantwortlichen Amerikanern nicht unterschätzen sollte.

Ich könnte ein ganzes Buch schreiben und die Symptome des amerikanischen Friedenswunsches aufzählen, ich könnte auch andere Beispiele nennen, die zeigen, daß Amerika Frieden nicht will. Um nur eines zu nennen, das jetzt aktuell ist, weil es Ihren Artikel über Sartawi betrifft - übrigens, ich traf ihn vorgestern und versuche, auf verschiedene Art zu helfen -, ich habe Vance, mit dem ich befreundet bin, damals gebeten, Sartawi ein Visum zu geben, damit er zu der New Outlook-Konferenz in Washington (im Oktober 1979) kommen konnte. Vance, der ein sehr anständiger und ehrlicher Mensch ist und nebenbei gesagt viel fähiger und klüger als Brzezinski, teilte mir mit, daß er das Justizministerium um die Aufhebung des Einreiseverbots ersucht hätte und daß das einige Zeit in Anspruch nähme. Ich glaube nicht, daß dies nur eine Ausflucht war.

Auf der anderen Seite könnte ich neben Carters Interesse an Camp David erwähnen - um nur eins von vielen Beispielen zu nennen -, daß sowohl Vance als auch Brzezinski mich diese ganzen Jahre hindurch gedrängt haben, mich öffentlich mit Arafat zu treffen, weil es dann für sie leichter sei, das gleiche zu tun.

Aber so manches stützt Ihre Frage, und es ist schwierig, sich eine klare, endgültige Meinung darüber zu bilden. Mehr als alles andere fürchtet man in Amerika, daß ein totaler Frieden ohne die Rakakh unmöglich ist, und wegen ihrer antisowjetischen Obsession besonders unter Begin ziehen sie den Fortbestand der gegenwärtigen Situation einem Abkommen vor, das nur mit amerikanisch-russischer Beteiligung und gemeinsamen Garantien möglich wäre. Sie werden sich erinnern, daß Vance und Gromyko 1977 übereinkamen, eine Genfer Konferenz mit Israel und der PLO einzuberufen und daß es Dajan war, der die amerikanischen Juden veranlaßte, Druck auf Carter auszuüben, damit er das Abkommen aufhob. Wie ich aus persönlichen Kontakten weiß, waren die Sowjets wütend darüber.

Diese Anmerkungen möchte ich an Sie persönlich richten. Sie sind nicht zur Veröffentlichung gedacht, auch wenn ich oft öffentlich erkläre, daß Amerika mehr als Israel schuld daran ist, daß es im Nahen Osten keinen Frieden gibt. Das ist in den letzten zehn Jahren meine Meinung gewesen. Zusammenfassend würde ich in diesem Augenblick sagen, ohne mir da ganz sicher zu sein, daß der Grund für die amerikanische Nahostpolitik, der Verständnis und Resultate völlig abgehen und die Israel eines nicht fernen Tages teuer zu stehen kommen wird, in einer Kombination von diplomatischer Inkompetenz der Amerikaner, ihrer Angst vor russischer Mitwirkung am Frieden und in der Washingtoner Angst vor der israelfreundlichen Lobby liegt, die nicht nur aus Juden, sondern auch aus Leuten wie Senator (Henry) Jackson besteht.

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