israelischen Grenze wären? Was wären die Folgen in der öffentlichen Meinung Israels und bei den palästinensischen Nichtanerkennern?

Doch keiner von uns dreien zögerte auch nur einen Augenblick. Wenn die PLO mit dem Vorschlag einverstanden wäre, würden wir das Risiko auf uns nehmen.

Jetzt, im März 1981, entwickelte Sartawi im Gespräch mit mir eine andere Idee. Aus dem Beirut-Besuch war natürlich nichts geworden. Die Risiken wurden als zu hoch eingeschätzt, und vielleicht hatte auch die PLO-interne Situation und das Verhältnis zwischen der PLO und den Regierungen des Libanons und Syriens ein solches Bravourstück politisch unmöglich gemacht. Schließlich wäre es, von allem anderen abgesehen, unbestreitbar eine Verletzung der libanesischen Souveränität gewesen.

Issams neue Idee war sogar noch kühner und unglaublicher: in die Höhle des Löwen zu gehen, nach Damaskus. Die 15. Versammlung des Palästinensischen Nationalrates trat demnächst in der syrischen Hauptstadt zusammen. Die Knessetwahlen sollten im Juni stattfinden. Die Aktionen der letzten Monate, unser heimlicher Besuch in Marokko, die diversen Erklärungen Arafats, Sartawis und anderer - das alles schien gut gelaufen zu sein. Vielleicht war die Zeit reif für die ganz große Sache, etwas derart Dramatisches, daß es das ganze Gefüge der israelischen Wahlen veränderte und uns in die Lage versetzte, als bedeutende politische Kraft in die nächste Knesset einzuziehen.

Es war die simple Idee, die PLO zu veranlassen, eine israelische Friedensdelegation zum Palästinensischen Nationalrat nach Damaskus einzuladen, so wie andere Delegationen aus der ganzen Welt eingeladen wurden. Wir würden bei den Tagungen anwesend sein, würden eine Rede halten, in der wir der Konferenz unsere besten Wünsche aussprächen, und würden allein durch unsere Gegenwart demonstrieren, daß in den Beziehungen unserer beiden Völker ein neues Kapitel begonnen hätte.

Ich erklärte mich auf der Stelle bereit, zu kommen, und ich war sicher, daß auch Peled und Arnon Zusagen würden, trotz der damit verbundenen Gefahren. Natürlich würde man uns verschiedener Verbrechen beschuldigen, etwa Kontaktaufnahme mit dem Feind und Betreten feindlichen Territoriums. Syrien war in Israel, anders als der Libanon, rundum gefürchtet und verhaßt. Um den linken Gruppen in der PLO und den Syrern die Idee schmackhafter zu machen, schlug Issam vor, die israelische Delegation solle aus zwei Teilen zusammengesetzt sein: Wir drei Israelis, die sich als Zionisten verstanden, und drei Mitglieder der israelischen Kommunistischen Partei. Unter den gegebenen Umständen fand ich das vertretbar.

Wir vereinbarten, daß ich zweierlei tun solle: einen persönlichen Brief an Yassir Arafat mit der Erläuterung dieses Vorschlags schreiben und vertraulich mit Meir Wilner reden, dem Vorsitzenden der israelischen Kommunistischen

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