Issam Sartawi ging als Angehöriger des persönlichen Gefolges von Yassir Arafat nach Damaskus. Er vermutete ganz zu recht, daß die Syrer sich nicht an ihn heranwagen würden, solange er sich nahe bei Arafat hielt, denn das wäre ein unerträglicher Affront gewesen. Dazu waren die Syrer noch nicht bereit. Zu der Zeit lag Damaskus in einem kleinen Krieg mit dem Libanon. Einige Tage vor Beginn des Palästinensischen Nationalkongresses hatten die Falangisten eine Kette von Ereignissen in Gang gesetzt, die darauf abzielten, Israel in einen Krieg mit Syrien hineinzuziehen. Sie überfielen syrische Stellungen in dem christlichen Ort Zahla, einem wichtigen strategischen Punkt für die Verteidigung von Damaskus gegen einen potentiellen Eindringling von Westen. Die Syrer reagierten heftig und belagerten das Städtchen. Die Maronitenchefs schickten SOS-Botschaften nach Israel und forderten die Regierung auf, die Christen vor der Ausrottung zu bewahren. Heute wird in Israel allgemein angenommen, daß der ganze Plan im Zusammenspiel mit dem israelischen Stabschef ausgeheckt wurde, mit Rafael Eytan, einem wütenden Rechtsnationalisten, der ein paar Tage vorher mit den Falangistenführern konferiert hatte.

Am Ende schreckte Menachem Begin doch vor dem Abgrund des Krieges zurück. Aber er gestattete der israelischen Luftwaffe, syrische Helikopter abzuschießen. (Damals fungierte Begin auch als Verteidigungsminister.)

Der Nahe Osten balancierte also am Rande eines Krieges, nicht weit von Damaskus waren Kämpfe im Gange, und so war die Atmosphäre in der syrischen Hauptstadt noch kriegsähnlicher als sonst. Wenn ein Krieg ausbräche, wäre der PLO-Ministaat im Südlibanon der erste, den die Wucht des Angriffs träfe. Deshalb war die PLO im Moment mehr denn je auf den militärischen Schutz der Syrer angewiesen, und beide, die PLO und Syrien, hingen von Waffen und sonstiger Hilfe der Sowjets ab.

Das war die Situation, in der Issam Sartawi es wagte, seine Stimme zu erheben.

Alles fing ganz friedlich an. Fernsehzuschauer in Israel konnten durch die Gunst außergewöhnlicher klimatischer Bedingungen die Eröffnung des Palästinensischen Rates verfolgen, bei der Issam Sartawi neben Arafat deutlich erkennbar war. Der tunesische Generalsekretär der Arabischen Liga hielt eine verhältnismäßig moderate Rede und erwähnte Israel sogar namentlich. Assads Begrüßungsansprache war Routine. Als aber die allgemeine Aussprache in Gang kam, starteten die Radikalen einen konzentrierten Angriff gegen Sartawi und verurteilten jegliche Kontakte mit Israelis, ausgenommen vielleicht die Kommunisten.

Majid Abu-Scharar, der Führer der prosowjetischen Fraktion in der Fatah (der Mann, den ich bei der Konferenz im September 1979 kennengelernt hatte und dessen späterer Tod in Rom uns noch beschäftigen wird), ritt eine wilde Attacke gegen uns und erklärte, Matti Peled hätte kürzlich geäußert, daß er

261