Sartawi überhaupt erwähnt wurde, dann als PLO-Terrorist, dem die Aufgabe anvertraut war, naive Israelis wie uns irrezuführen.

Jetzt plötzlich erschien Sartawi in den israelischen Medien als Friedensheld, als das einzige PLO-Mitglied, das Frieden mit Israel befürwortete und das deshalb aus der Organisation hinausgeworfen worden war. Am Abend seines Rücktritts eröffnete das israelische Fernsehen seine Nachrichtensendung mit einem dramatischen Bericht über ihn.

Sartawis Rücktritt bewirkte, daß er sein Ziel erreichte. Die Frage seiner Kontakte zu uns wurde zum zentralen Thema des Palästinensischen Nationalkongresses und zum einzigen Ereignis dieser Tagung, über das breit berichtet wurde. Man mußte sich dem Problem von Kontakten zum israelischen Friedenslager, das heißt zum zionistischen, offen stellen.

Aber die Differenzen wurden, wie so oft, verkleistert. Auf Weisung Arafats gab der Präsident des Rates bekannt, daß Sartawis Rücktritt nicht angenommen werde. (Tatsache ist, daß ein solcher Rücktritt sehr wenig praktische Bedeutung hat. Angehörige des Palästinensischen Nationalrates, die Mitgliedsorganisationen vertreten, werden von diesen Organisationen benannt und können von ihnen jederzeit abberufen werden. Es war Sache der Fatah, zu entscheiden, ob Sartawi einer ihrer Repräsentanten im Rat war oder nicht, und Arafat hatte nicht die Absicht, ihn gehen zu lassen.)

Arafat wurde als Vorsitzender solide bestätigt und der neue Vorstand, das Führungsgremium, war vergleichsweise gemäßigter als der, den er ablöste. Aber in der von Sartawi aufgeworfenen Frage änderte sich nichts. Die alte verteufelte Formulierung, die einen Dialog verlangte mit den demokratischen progressiven Kräften innerhalb und außerhalb der besetzten Heimat, die gegen Theorie und Praxis des Zionismus kämpften, blieb unangetastet und wurde im Effekt bekräftigt.

Sie wurde auch von Arafat vollständig ignoriert. Wenn er später in Interviews danach gefragt wurde, vergaß er fröhlich den zweiten Teil des Beschlusses und verkündete, daß der Palästinensische Nationalkongreß einen Beschluß gefaßt habe, der ihn praktisch zwinge, einen Dialog mit allen Friedenskräften in Israel zu führen, wobei er die Scheli namentlich nannte. Als er von einem saudi-freundlichen, in Paris erscheinenden Blatt gefragt wurde, ob er "seine Diskussionen mit Uri Avnery" fortsetze, antwortete er: "Ich habe Avnery nie gesehen, aber meine Leute haben ihn getroffen und werden das weiterhin tun." Auf eine Frage nach Sartawis Äußerung, er hätte nicht mehr das Recht, den Dialog mit uns fortzusetzen, fragte Arafat zurück: "Was will Sartawi denn? Keiner hat ihn angewiesen, seine Kontakte zur israelischen Friedensbewegung abzubrechen. Er muß sie weiterführen."

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