Scharon, der den Wert der Publicity kennt, sagte Zusammenarbeit zu. Ich verbrachte viele Stunden bei ihm auf dem Land und in seinem Amt. Er grub Erinnerungen aus, erzählte mir von seiner Kindheit und seinen vielen Kämpfen. Stundenlang erklärte er mir anhand von Landkarten, die er für seine Beratungen mit dem Pentagon ausgearbeitet hatte, seine Pläne für die Zukunft.

Ich befand mich in einer unvergleichlichen Position. Es stand außer Zweifel, daß Scharon einen großen Krieg im Libanon plante mit dem dreifachen Ziel, die PLO zu vernichten, die syrische Armee aus dem Libanon zu treiben und dort eine falangistische, israelhörige Diktatur zu errichten.

Es mag sich seltsam anhören, daß der Verteidigungsminister seine geheimsten Pläne vor einem israelischen Friedensaktivisten ausbreitete, der offen Kontakte zur PLO hatte. Aber das ist eben Israel. Scharon verlangte nicht, daß ich diese Informationen für mich behielt; im Gegenteil, er förderte ihre Veröffentlichung und stellte nur die Bedingung, daß er in diesem Zusammenhang nicht wörtlich zitiert wurde. Wahrscheinlich dachte er, der Artikel würde ihm helfen, der Öffentlichkeit und der Regierung seinen Krieg zu verkaufen. Wie dem auch sei, der Plan des Libanonkrieges erschien in vollem Umfang in der Ausgabe der Haolam Hazeh vom 27. September 1981, mehr als acht Monate bevor der Krieg begann. Kein anderer Krieg ist je im Voraus publiziert worden.

Mit zunehmend bösen Vorahnungen verfolgte ich den Lauf der Ereignisse in Israel und innerhalb der PLO. Viel zu viele Leute fiedelten, während Rom im Begriff war, zu brennen.

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Die Vorgänge beim Kongreß des Palästinensischen Nationalrates in Damaskus hatten Sartawi in eine höchst brisante Lage gebracht. Nach dem Wortlaut des gefaßten Beschlusses hatte er kein Recht zu Kontakten mit uns. Wir verurteilten zwar bestimmte Strömungen in der Geschichte des Zionismus und übten bittere Kritik an der Politik unserer Regierung, aber man konnte keineswegs sagen, daß wir "Theorie und Praxis des Zionismus verurteilen". Unser Rat ist seinem Manifest zufolge ein zionistisches Gremium.

Arafat hatte diesen Beschluß in den Monaten nach dessen Verabschiedung entweder ignoriert oder weginterpretiert. Manchmal sagte er, für ihn seien wir keine Zionisten, weil jeder, der die nationalen Rechte der Palästinenser respektiere, unmöglich als Zionist bezeichnet werden könne. Das erinnerte mich an Karl Lueger, den Wiener Bürgermeister zu Anfang des Jahrhunderts, einen eingefleischten Antisemiten, der dabei ertappt wurde, wie er einer jüdischen Fußballmannschaft beim Spiel gegen die verhaßten Ungarn zujubelte; er sprach den denkwürdigen Satz: "Wer Jude ist, entscheide ich!"

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