sen oder sei zumindest von den israelischen Geheimdiensten infiltriert. "Das ist eine wahre Orgie", rief er, "Abu Nidal schläft mit allen, den Irakern, den Syrern, dem Mossad und vielleicht auch noch mit der CIA und dem KGB!" Merkwürdig war auch, daß die Leute Abu Nidals, die in europäischen Ländern festgenommen wurden oder in Marokko, wo sie versucht hatten, Arafat zu ermorden, in ihrer großen Mehrzahl aus den besetzten Gebieten stammten. Die Abu Nidal-Gruppe schien zu 90 Prozent aus West-Bank-Leuten zu bestehen, mehr als andere Fedajin-Organisationen, und das, obwohl Abu Nidal kein Büro in Amman hatte, so daß es ihm schwergefallen sein muß, in der besetzten West Bank Anhänger zu rekrutieren. Issam behauptete, mehrere gefangengenommene Abu Nidal-Terroristen hätten im Verhör gestanden, daß sie in der West Bank von israelischen Offizieren angeworben und zu einer bestimmten Adresse in Bagdad geschickt worden seien.

In seinem Le Monde-Interview ließ Sartawi das durchblicken. Die entsprechende Passage lautet:

Fürchtet er nicht, das nächste Opfer der dissidentischen Palästinensergruppe Abu Nidals zu werden, der gedroht hat, die "Verräter" zu töten, alle, die wie Sartawi eine Politik des Dialogs und der Kompromisse predigen? "Entgegen dem äußeren Schein", erwiderte unser Sprecher, "ist Abu Nidal kein Maximalist im Dienst der Sache der Ablehnungsfront, sondern ein Renegat, der im Dienste Israels steht. Die österreichischen Sicherheitsbehörden haben jenseits aller Zweifel festgestellt, daß Abu Nidals rechte Hand nicht nur am 1. Mai 1981 den Wiener Stadtrat Heinz Nittel ermordet und im August die Wiener Synagoge überfallen, sondern auch am 1. Juni Naim Khader, den Vertreter der PLO in Brüssel, umgebracht hat. Diese Leute hatten auch die Absicht, eine Woche später Yassir Arafat bei seinem geplanten Besuch in Wien zu überfallen. Wer außer Israel könnte daran interessiert sein, unsere führenden Leute zu eliminieren? Wer war daran interessiert, den palästinensischen Widerstand dadurch in Mißkredit zu bringen, daß er Verbrechen so skandalös antisemitischer Art beging?"

"Wir selbst stellen uns diese Fragen nicht mehr", fuhr Herr Sartawi fort, "seit die Angehörigen der Abu Nidal-Gruppe, die in Beirut in unserer Hand sind, ausgesagt haben, daß sie vom Mossad (dem israelischen Geheimdienst) in den besetzten Gebieten angeworben wurden. Komischerweise hat Abu Nidal gleichermaßen von der Hilfe gewisser arabischer Länder profitiert, die ihn für ihre eigenen Zwecke benutzten."

Herr Sartawi lehnte es ab, die arabischen Länder zu nennen, die er meinte, aber es ist ja weithin bekannt, daß Syrien und der Irak den Kommandos Abu Nidals Gastfreundschaft und Unterstützung gewährt haben. "Trotz der Vorteile, die sie daraus gezogen haben", schloß Herr Sartawi, "hoffen wir, daß die arabischen Länder ihre Zusammenarbeit beenden, wenn ihnen die in unserem Besitz befindlichen Dokumente, die ihren Schützling belasten, erst einmal zur Kenntnis gebracht worden sind."

Da war ein Punkt, in dem Sartawi den schlüssigen Beweis für die israelische Verbindung zu Abu Nidal sah. Einige Zeit zuvor war in Rom Majid Abu

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