Nachdem ich klargestellt hatte, daß ich bloß ein einzelner privater Gast war, gab er mir ein Zimmer, das von der Kuwaitischen Delegation bestellt, aber nicht belegt worden war. Als ich aus dem Aufzug trat, musterten mich zehn Paar schwarze Augen und folgten mir bis zu meinem Zimmer. Drei Tage lang war ich einer der bestbehüteten Menschen der Welt. Mindestens zehn Leibwächter, arabische und österreichische, wachten über meine Sicherheit, jedenfalls solange ich mich im Hotelzimmer aufhielt.

Als ich Kreiskys Sekretärin Margit fragte, ob ich ihren Chef sprechen könnte, hatte sie eine hübsche Einladung für mich. Der Kanzler unternahm eine Wahlkampfreise durch das Burgenland an der ungarischen Grenze und würde sich freuen, wenn ich ihn begleitete.

Die Kanzlerlimousine holte mich frühmorgens aus der Hotelfestung ab, und den ganzen Tag fuhren wir von Wahlversammlung zu Wahlversammlung, tranken Wein mit der Ortsprominenz und vertieften uns zwischendurch ins Gespräch. Ich berichtete dem Kanzler von Scharons Vorstellungen und Plänen, auch von dem Vorhaben, in den Libanon einzumarschieren, um die PLO zu vernichten, die Syrer zu verjagen und ein falangistisches Quislingregime einzusetzen.

"Du meine Güte!" rief Kreisky einmal. "Das ist ja furchtbar! Der ist doch genau der Typ, der beim Pentagon Eindruck schindet!"

Wie sich herausstellte, war das präzis vorausgesagt.

Während wir gemeinsam diesen schönen Frühlingstag unter den Getreuen der SPÖ auf dem Lande verbrachten, denen Kreisky mich beharrlich als tapferen Genossen und Friedenskämpfer vorstellte, waren die Vorbereitungen für den Krieg schon im Gange.

*

Yassir Arafat wußte natürlich, daß Scharon den Krieg vorbereitete. Er brauchte die Haolam Hazeh nicht zu lesen, um zu wissen, was Scharon vorhatte. Er wußte auch, daß es nur einen Weg gab, die Durchführung dieses Plans zu verhindern - sein Verhältnis zu den Vereinigten Staaten zu ändern, ohne deren Einverständnis Israel keinen Krieg anfangen konnte.

Er saß in einer Zwickmühle.

Nur wenige Leute erkannten das. Ein Jahr zuvor, im März 1981, hatten Issam und Anna Best für mich ein Gespräch mit Pierre Mendès-France in dessen elegantem Pariser Haus arrangiert. Ein bis zwei Stunden lang hatte ich mich mit dem gebrechlichen alten Mann unterhalten und ihm einen Überblick über die Lage in Israel gegeben, was ihn in seinem Pessimismus bestätigte - er hatte, wie viele, jegliche Hoffnung in Schimon Peres verloren -; ich berichtete

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