Schon wollte ich aufgeben, als ich bei Metulla ein offenes Tor fand, bewacht von einem Soldaten, der die Haolam Hazeh las. Sein Gesicht hellte sich auf, als er mich erblickte. Ich schäme mich, es zu sagen, aber ich belog diesen treuen Leser und erzählte ihm, ich würde auf der anderen Seite von Major Saad Haddad erwartet, dem Kommandeur der israelhörigen Quislingmiliz im Südlibanon. Der Soldat winkte mich kameradschaftlich durch.

Während der folgenden Stunden reisten wir unbehelligt durchs Land, manchmal allein, manchmal in Armeekonvois, überall herzlich begrüßt. Nachdem wir den Litani überquert und Nabatiyeh berührt hatten, kamen wir zu den Außenbezirken von Sidon, das noch nicht besetzt war. In der Stadt und im angrenzenden Flüchtlingslager Ein Hilwa waren Kämpfe im Gange. Israelische Panzerkonvois und Panzerspähwagen brachen auf der Hauptstraße nach Beirut durch, aber der befehlshabende Offizier wollte nicht erlauben, daß mein Privatauto sich ihnen anschloß.

Am Ende des Tages kehrte ich auf dem kürzesten Weg nach Süden zum offiziellen Grenzübergang Rosh Hanikra zurück, wo wir festgenommen, verhört und erwartungsgemäß des illegalen Grenzübertritts von Israel in feindliches Territorium beschuldigt wurden. Dieser Vorwurf wurde am Ende fallen gelassen, als weit gewichtigere Anklagen erhoben wurden.

Ich war also voller lebendiger Eindrücke, als ich Issam knapp eine Woche später wieder traf. Er tobte. Er meinte, daß die Scharfmacher in der PLO und die unschlüssige Führung schuld daran seien, daß man nicht seiner Linie gefolgt wäre, der einzigen, die den Krieg hätte verhindern können. Er verfluchte die "verdammten Idioten", war frustriert, weil er in Paris herumsaß, während seine Freunde und Mitstreiter in Beirut kämpften, das nun von der israelischen Armee belagert wurde und völlig eingekesselt war.

Issams Pariser Büro war jetzt ein lebenswichtiger Rettungsring für die PLO. Zufällig lag das Beiruter Fernamt (im Unterschied zu den meisten anderen öffentlichen Diensten) in Westbeirut. Die israelische Armee konnte der belagerten Stadt das Wasser und den Strom abschneiden und tat es gelegentlich auch, aber die Fernsprech- und Fernschreibverbindungen konnte sie nicht unterbrechen. Issam wurde zum Hauptverbindungsglied zwischen Arafat und der Welt draußen. Alle zwei Minuten klingelten die beiden Telefone in seinem Büro, es kamen Anrufe aus Beirut und aus der ganzen Welt. Für mich war es ein unheimliches Gefühl, mitanzusehen, wie Sartawi mit einem PLOFührer in der belagerten Stadt sprach, während meine Freunde und Verwandten bei den Belagerern waren und Gewehre und Geschütze bedienten. Einer davon war Rann Cohen, Mitglied des Zentralausschusses der Scheli-Partei, der eine Artillerieeinheit in Beirut kommandierte. Ich hatte ihn am Stadtrand von Sidon getroffen, wo er an Bord eines Landungsfahrzeugs ging, das ihn an der Küste im Norden der Stadt absetzen sollte. Seine Rolle in diesem Krieg wurde später ein wichtiger Faktor bei der Spaltung der Scheli-Partei.

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