ration mit dem Feinde in Kriegszeiten vor Gericht gestellt würde, und dieser Antrag lief durch alle Instanzen bis zum Obersten Gerichtshof, der schließlich entschied, allein der Generalstaatsanwalt sei befugt zu entscheiden, ob General Peled angeklagt werden sollte oder nicht. Der Generalstaatswanwalt entschied, daß kein Anlaß für eine Anklage vorliege und daß schon die Anordnung von Ermittlungen den Ruf eines Generals der israelischen Armee besudeln würde.

Issam und ich waren der Meinung, daß ein Großangriff auf Westbeirut zu erwarten sei und daß Begin und Scharon bezweckten, Arafat und alle anderen PLO-Führer in der Stadt zu töten. Bei meinem Besuch in Westbeirut hatte ich den Eindruck gewonnen, daß auch Arafat und seine Soldaten genau dies erwarteten. Wir fragten uns: Wenn das geschähe, was dann?

Wir richteten unsere ganze Kraft im Augenblick darauf, den Todesschlag gegen Beirut zu verhindern. Ich persönlich glaubte, daß ein solcher Schlag verheerend für alle sein würde. Ich hatte kompetente Schätzungen gehört, die voraussagten, daß in den folgenden Straßenkämpfen, bei denen die ungeheure technische Überlegenheit der israelischen Armee durch das Terrain ihren Wert verlöre, mit 700 gefallenen israelischen Soldaten zu rechnen sei. Der entsetzliche Preis, den die Zivilbevölkerung zu bezahlen hätte, war unvorstellbar. Die politische und psychologische Wirkung der Erstürmung und Zerstörung einer arabischen Hauptstadt würde einen Schatten auf Generationen werfen. Die palästinensische Mäßigung, für die wir so schwer gearbeitet hatten, würde weggewischt. Eine neue Generation von Palästinensern würde sich total der Rache verschreiben.

Issams Mühen hatten eine bedeutende Frucht getragen: An dem Tag, als ich mit Arafat sprach, berichtete die Presse, daß drei namhafte Juden Israel und die PLO aufgerufen hätten, auf der Basis der Selbstbestimmung zu verhandeln. Es waren Nahum Goldmann, der prominente amerikanische Jude Philip Klutznick und Pierre Mendès-France. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte Mendès-France sich als Jude bekannt - ein Zeichen dafür, wie tief er in seinen Gefühlen berührt war.

Sartawi hatte einen Text ausgearbeitet, der im Namen der PLO die Erklärung der drei begrüßte; er wurde zusammen mit einer Antwort Sartawis veröffentlicht. Kurz vor unserer Begegnung hatte Arafat die drei in einer eigenen Stellungnahme beglückwünscht. Sie war ein klarer Ausdruck der Bereitschaft der PLO, mit Israel über die Zweistaatenlösung zu verhandeln, unmittelbar darauf folgte sein Interview mit mir und, wenige Tage später, ein Treffen mit dem amerikanischen Kongreßabgeordneten Paul McCloskey, bei dem Arafat auf einem Blatt Papier eine improvisierte Erklärung des Inhalts unterschrieb, daß die PLO alle Resolutionen des UN-Sicherheitsrates zur Palästinafrage akzeptiert. Alle UN-Resolutionen gehen selbstverständlich von der Anerkennung Israels aus, eines UN-Mitgliedstaates, der auf speziellen UNO-Beschluß

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