serstaat sei, daß er sich aber nicht weigern würde, eine solche Lösung zu akzeptieren. Khaled informierte uns auch über einen Vorschlag, den Arafat König Hussein gemacht hatte und den der König mehr oder weniger akzeptierte. Demzufolge würde eine Konföderation zwischen Jordanien und einem Palästinenserstaat in der West Bank und im Gaza-Streifen gebildet. Der Palästinenserstaat hätte seinen eigenen Paß, seine Fahne und eine "symbolische" Armee. Den diplomatischen Dienst würden sich Palästina und Jordanien teilen, so daß etwa der Botschafter in Paris ein Palästinenser, der in Bonn ein Jordanier wäre. Beide Staaten würden eigene Parlamente und ein gemeinsames Ober-Parlament haben. (Wie sich herausstellte, torpedierten die syrischen Agenten innerhalb der PLO 1982 dieses Abkommen, so wie sie ein Jahr vorher den Fahd-Plan torpediert hatten.)

Al-Hassan, der Arafat bei seinem Besuch in Rom und beim Papst begleitet hatte, berichtete uns, der Vorsitzende habe vor einer jubelnden Menge von 1.500 Menschen, die ihn solide drei Minuten lang mit Beifall überschütteten, die israelische Friedensbewegung hochleben lassen. Er sagte uns auch, daß Scharon neulich in Amerika im selben Hotel gewohnt habe wie Rifaat alAssad, der Bruder des syrischen Präsidenten und Chef der syrischen Geheimdienste. Er glaube, daß sich die beiden getroffen hätten. Ich informierte ihn, daß es nach altem britischem Recht genüge, zu beweisen, daß eine Frau und ihr mutmaßlicher Liebhaber eine Nacht unter demselben Dach verbracht haben, um eine Scheidung zu bekommen.

Unser Hauptthema war selbstverständlich das Massaker in Sabra und Chatila, das gerade von der Kahan-Kommission untersucht wurde. Zwei Tage vor dem Massaker war die israelische Armee nach Westbeirut eingedrungen, was in direktem Widerspruch zu dem Abkommen stand, das Philip Habib, der Vertreter Präsident Reagans, am Vorabend des PLO-Abzuges erreicht hatte. Damals behauptete die israelische Regierung, die PLO habe 2.000 Kämpfer zurückgelassen und damit diese Aktion zwingend notwendig gemacht. Dafür wurde nie ein Beweis gefunden, auch nicht von der Kahan-Kommission. Khaled tat den bloßen Gedanken mit einer Handbewegung ab. "Nach dem Abkommen mußten wir 6.000 Kämpfer abziehen. Wir schafften 15.000 hinaus. In Wahrheit haben wir jeden evakuiert, der keine gültigen libanesischen Papiere hatte, weil wir libanesische Vergeltungsaktionen befürchteten." Er erklärte auch, was es mit den versteckten Waffenlagern auf sich hatte, die man jetzt überall im Südlibanon fand. "Wir sind eine Guerilla-Armee, deshalb haben wir an vielen Stellen Waffen versteckt. Praktisch hatten wir viel mehr Waffen, als wir gebrauchen konnten. Mehrere Araberstaaten haben uns Waffen in Hülle und Fülle geschickt, ob wir sie brauchten oder nicht." (Israel trieb später einen schwunghaften Handel mit diesen Waffen, meist sowjetischer Herkunft, die sich ideal für Guerilla-Aktionen eigneten, bei denen die Identität des Lieferanten geheim bleiben mußte.)

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