Hoffnungen der Flüchtlinge in abgelegenen Lagern, die davon träumten, am Ende heimzukehren, von Parteien und Organisationen, die aus Vertriebenen bestanden. Die jordanische Diktatur in der West Bank und später das israelische Besatzungsregime hatten getan, was sie konnten, um die Bevölkerung in der West Bank daran zu hindern, an der PLO-Politik aktiv mitzuwirken. Bewohnern der West Bank wurde es unmöglich gemacht, an Kongressen des Palästinensischen Nationalrates teilzunehmen, und der leiseste Ausdruck der Sympathie für die PLO konnte lange Gefängnishaft oder sogar die Ausweisung nach sich ziehen.

Wie die Kommunalwahlen gezeigt hatten, standen die Palästinenser in der West Bank und im Gaza-Streifen völlig loyal zur PLO und betrachteten sie als ihre alleinige und legitime politische Vertretung. Israelische Versuche Anfang der achtziger Jahre, eine Quislingführung und -Miliz zu bilden, waren jämmerlich fehlgeschlagen. Die sogenannten Dorfkomitees, in denen ein paar unbedeutende, frustrierte Lokalgrößen, kriminelle Elemente und anderes Gesindel zusammengeschlossen wurden, waren zu einem traurigen Witz geworden. So unglaublich es ist, die PLO-Treuen griffen nicht zum Terror, um ihre Überzeugungen durchzusetzen, und nur sehr wenige Kollaborateure und Informanten wurden getötet. Diese Zurückhaltung war die Folge eines historischen Traumas. Während des Palästinenseraufstandes von 1936-39 hatte der Großmufti von Jerusalem, Hadsch Amin al-Husseini, der nationalistische Führer, Massenmorde an seinen Gegnern inszeniert und hatte damit die Palästinenserführung auf Jahre hinaus verkrüppelt. Niemand wollte so etwas noch einmal erleben. Die Auseinandersetzungen zwischen PLO-Treuen und den verbliebenen Anhängern Jordaniens führten ebensowenig wie die zwischen Vertretern der verschiedenen Fraktionen innerhalb der PLO zu Blutvergießen.

Nach der Schlacht um Beirut war die Bewunderung für Arafat in der West Bank nahezu ungeteilt. Er war mehr als ein politischer Führer. Er war zum Nationalhelden geworden. Die Loyalität für ihn und die PLO war unerschütterlich. Alle Bemühungen von Amerikanern und anderen, führende Leute in der West Bank zur Übernahme einer selbständigen Rolle zu bringen, wurden scharf zurückgewiesen. Gleichzeitig aber wurden viele in der West Bank ungeduldig mit den PLO-Politikern und dachten, sie wären sich der Dringlichkeit der Lage nicht bewußt.

Es gab einigen Anlaß für solche Zweifel. Die PLO war eine Macht in der innerarabischen Politik. Sie war gezwungen gewesen, in der Innenpolitik erst Jordaniens und dann des Libanon eine Rolle zu spielen. Sehr gegen ihren Willen war sie in den libanesischen Bürgerkrieg hineingezogen worden. Ein großer Teil ihrer Energien war von militärischen und politischen Kämpfen aufgesogen worden, die kaum in unmittelbarem Zusammenhang mit den nationalen Zielen der Palästinenser standen.

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