daß diese beiden Namen eigentlich den Kern des Konflikts bildeten, der uns hierherführte.

Ein kleines Mädchen kam herein und servierte uns Leckereien, die Frau des Botschafters wurde uns vorgestellt. Matti sprach mit dem Botschafter über arabische Literatur, und dann erschien ein vertrautes Gesicht in der Tür. Es war Fathi, Arafats Chefleibwächter, der sich im belagerten Beirut so viel Mühe gegeben hatte, mich zu beschützen. In Beirut hatte er zuerst furchterregend ausgesehen mit seinem großen Schnurrbart und seiner Soldatenuniform - er hatte den Rang eines Majors in der Fatahtruppe -, aber im Laufe des Tages, den ich in seiner Gesellschaft verbrachte, hatte ich ihn als netten Menschen kennengelernt. Jetzt trug er Zivilkleidung, weil das Fatahpersonal in Tunesien nicht uniformiert sein durfte. Ich umarmte ihn herzlich.

Und dann kam Arafat persönlich. Ruhig betrat er den Raum, umarmte mich und küßte mich auf die Wangen, wie es seine Art ist. Ich stellte ihm Matti und Arnon vor, und dann setzten wir uns: Arafat mitten auf dem Sofa, flankiert von Matti zur Linken und mir zur Rechten. Neben mir reihten sich Arnon und Abu Maazen auf, neben Matti Sartawi, Schakour und Abu Marwan.

In den ersten Sekunden herrschte Verlegenheit. Weder Arafat noch Matti sind gute Plauderer, also ergriff ich die Initiative. "Geht es Ihnen jetzt besser als letztes Mal in Beirut?" fragte ich.

"Mir ging es gut in Beirut", antwortete Arafat auf Englisch.

Beim Hereinkommen hatte er eine Pelzkappe mit den Insignien des Oberkommandierenden der PLO-Streitkräfte getragen. Beim Hinsetzen hatte er sie abgenommen. Er trug eine gut gebügelte Khaki-Uniform und die unumgängliche kleine Pistole im Gürtel. Wieder fiel mir der Unterschied zwischen seinem Fernsehbild und der wirklichen Erscheinung auf. Sein Bart war gepflegt, seine lebhaften braunen Augen viel sanfter als auf Bildern. In Beirut war er angespannt gewesen, eher euphorisch im Angesicht des Todes im Entscheidungskampf. Jetzte wirkte er entspannt, er lächelte. Ich vermutete, daß dies das Dauerlächeln eines ziemlich scheuen Menschen ist.

Um das seriöse Gespräch zu eröffnen, berichtete ich ihm von meinem Besuch bei Elias Freij und dem Blick von seiner Veranda, von den Krankenwagen, die nach Dheische fuhren. Freij habe mich gebeten, sagte ich, ihm mitzuteilen, wie sehr die Sache drängte.

Arafat hörte aufmerksam zu. "Ich schätze die Standhaftigkeit von Bruder Freij sehr", sagte er (Palästinenser sagen immer Bruder, wo wir Kamerad oder Freund sagen würden). "Welche praktischen Schritte schlägt er vor?"

Ich erklärte, daß die PLO nach Ansicht Freijs Israel auch einseitig anerkennen solle, um wenigstens einen Dialog mit den Amerikanern zu erreichen.

"Aber wenn wir das tun, wird Begin am nächsten Tag verkünden, daß er die PLO nicht anerkennen wird", sagte Arafat. "Ein solcher Schritt würde nicht die geringste Änderung der israelischen Politik bewirken."

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