rates, der in drei Wochen zusammentreten sollte, über eine eindrucksvolle Mehrheit verfügen zu können. Die Fatah gab den Ton an, die Demokratische Front Hawatmeh schloß sich ihrer Haltung an, es war jetzt möglich, weitreichende Beschlüsse für eine Friedensregelung zu fassen.

Matti hielt einen kurzen Vortrag über die Haltung des Israelischen Rates. Wir hätten die Chance, die öffentliche Meinung in Israel zu beeinflussen, in Israel sei zur Zeit alles in Fluß. Doch um Prestige und Kraft zu gewinnen, müßten wir der israelischen Öffentlichkeit beweisen, daß die PLO-Politik sich entscheidend gewandelt habe, daß die Palästinenserführung wirklich bereit sei, Frieden zu schließen, daß die Schaffung eines Palästinenserstaates den Konflikt beenden werde und nicht nur eine Etappe in dem Versuch sei, den Staat Israel zu vernichten, wie unsere Gegner zu Hause behaupteten. Wir brauchten unmißverständliche PLO-Positionen, die von den Feinden des Friedens nicht verdreht werden konnten. Wir hofften, daß der Palästinensische Nationalrat solche Beschlüsse fassen werde, das würde den israelischen Friedenskräften neuen Auftrieb geben, die schon während des Libanonkrieges Bedeutendes geleistet hätten, die aber noch nicht zu den festumrissenen Positionen gefunden hätten, wie sie unser Rat vertrete. Es würde uns auch in die Lage versetzen, bei der Bildung eines vereinten Friedenslagers voranzugehen, das eine starke Kraft in der israelischen Politik werden könnte.

Arnon warf ein, Begin fürchte nichts mehr als eine PLO-Friedensinitiative, die Eindruck auf die israelische Öffentlichkeit mache. "Das ist Begins schlimmster Alptraum!" ergänzte Matti.

Ich äußerte meine Ansicht, daß diplomatische Texte und politische Erklärungen viel weniger bewirken würden als große, dramatische Gesten, die der normale Mensch am Fernseher hören und sehen könne, die ihn bewußt und unbewußt beeinflußten. Nachdem seit drei Generationen Krieg herrsche, könnten nur so tiefsitzende Vorurteile und Ängste verändert werden. "Unser Treffen heute ist ein solches dramatisches Ereignis. Wir müssen auf diesem Wege weitergehen und zu größeren und größten Dingen übergehen. Natürlich", entschuldigte ich mich, "spreche ich als professioneller Vertreter der Massenkommunikation." "Ich auch", sagte Arafat.

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Mitten im Gespräch wurde zum Essen gebeten. Wir gingen auf die andere Seite des großen Raumes hinüber, wo der gedeckte Tisch stand, beladen mit erstklassigen orientalischen Speisen, die Abu Marwans Frau zubereitet hatte. Ehe wir uns setzten, übernahm Arafat das Kommando. Mit diplomatischem Geschick plazierte er uns und vermied, daß sich einer zurückgesetzt fühlen konnte. Mich setzte er in die Mitte der Längsseite des Tisches, ihm direkt gegenüber, während er Matti an die eine Kopfseite und Arnon an die andere

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