Israelis denn nach Algier fahren könnten, wo der Palästinensische Nationalrat tagen sollte, ohne bei der Rückkehr nach Israel wegen Aufenthalts in feindlichem Gebiet verhaftet zu werden. "Algerien ist nach israelischem Recht kein feindliches Ausland", erklärte Arafat. "Es war 1948 wie Tunesien und Marokko kein selbständiges Land und hat deshalb Israel nicht den Krieg erklärt." Ich war ziemlich überrascht, aber als ich dies später von meinen Rechtsberatern prüfen ließ, erwies es sich als richtig. Auch unser Besuch in Tunis war von daher vollkommen legal.

Um die Möglichkeit eines Wandels in Israel zu unterstreichen, erzählte ich Arafat von einem Geplänkel mit Begin während einer Knessetsitzung vor zwei Jahren. Nachdem ich in einer Rede betont hatte, daß es notwendig sei, die Palästinafrage durch Verhandlungen mit der PLO zu lösen, stand der Ministerpräsident zu seiner Erwiderung auf und sagte, mehr bekümmert als wütend: "Herr Abgeordneter Avnery, es ist Ihnen bekannt, daß 110 (von 120) Mitglieder dieses Hauses gegenjedes einzelne Wort sind, das Sie in Ihrer Rede gesprochen haben!"

"Ich weiß es", gab ich zurück, "und ich wäre auch angemessen beeindruckt, wenn ich nicht wüßte, daß eine Woche vor dem Besuch Sadats in diesem Hause 110 Abgeordnete der Knesset dagegen waren, den Sinai an Ägypten zurückzugeben."

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Nach dem geruhsamen Essen, bei dem wir Meinungen über viele Leute und Organisationen auf beiden Seiten austauschten, erhoben wir uns. Issam, Imad und ich setzten uns in einer Ecke des Raumes zusammen, um das Kommuniqué zu entwerfen. Im Vorbeigehen warf Arafat Issam zwei arabische Worte hin, die besagten: "Bleiben Sie allgemein." Offenbar meinte er, allein die Tatsache, daß wir uns getroffen hatten und ein gemeinsames Kommunique herausgaben, sei schon sensationell genug, und jetzt kurz vor der Tagung des Palästinensischen Nationalrates sei nicht der geeignete Zeitpunkt, mit ausgesprochen neuen Formulierungen vorzupreschen.

Wir produzierten schließlich auf Englisch folgende Erklärung, die wir gleichzeitig auch ins Arabische und Hebräische übersetzten:

Der Vorsitzende Arafat sprach mit einer Delegation des Israelischen Rates für israelisch-palästinensischen Frieden, der General (d.R.) Mattitiyahu Peled, Uri Avnery und Dr. Jakob Arnon angehörten. Auf palästinensischer Seite nahmen Dr. Abu Maazen, Dr. Issam Sartawi und Imad Schakour an dem Gespräch teil. Ausführlich erörtert wurden die Lage im Nahen Osten sowie Möglichkeiten des gemeinsamen Handelns für dauerhaften und gerechten Frieden im Nahen Osten. Vorsitzender Arafat sprach den israelischen Friedenskräften seine Anerkennung für ihre Tätigkeit und ihren Kampf um einen gerechten und dauerhaften Frieden aus.

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