Für uns war es ein uneingeschränkter Erfolg. Wir hatten uns nicht bloß mit dem obersten Führer der PLO getroffen, sondern dieses Treffen war auch durch ein gemeinsames Kommuniqué gekrönt und in den Status eines Delegationstreffens erhoben worden. Das Kommuniqué war zwar bewußt allgemein gehalten, aber es sprach von gemeinsamem Handeln mit einem israelischen Gremium, das ausdrücklich zionistisch war und das ein klares Programm für gegenseitige Anerkennung, Frieden und Koexistenz hatte.

Der vielleicht wichtigste Erfolg war das Foto. Millionen von Israelis und Palästinensern würden ein Bild sehen, auf dem Yassir Arafat neben einem General der israelischen Armee, einem ehemaligen Knessetabgeordneten und einem ehemaligen Staatssekretär eines israelischen Ministeriums saß. Dieser Anblick mußte automatisch, bewußt oder unbewußt, die Vorstellungen der Menschen beider Seiten verändern.

Für Matti gab es eine zusätzliche Tröstung: Sein Flug nach Rom früh am Morgen war gesichert, er würde es also rechtzeitig schaffen, seine Vorlesung zu halten.

Und wirklich, als Arnon und ich morgens aufstanden, war Matti schon weg. Issam berichtete uns, daß er ihn wohlbehalten am Flughafen abgeliefert habe. Dazu gibt es noch eine Geschichte, die Matti uns später erzählte. Als Issam ihn dem tunesischen Sicherheitschef am Flughafen präsentierte, stellten sie fest, daß es in der Maschine keinen freien Platz mehr gab. Issam machte dem Offizier eindringlich klar, wie unerhört wichtig es sei, Matti trotzdem in diese Maschine zu bringen. Der Offizier hob den Telefonhörer ab und rief einen seiner Untergebenen an. "War da nicht einer bei diesem Flug, dessen Papiere nicht ganz in Ordnung waren?" fragte er. Der Mann am anderen Ende sagte: Ja, da sei eine solche Person, aber man habe ihm erlaubt, an Bord der Maschine zu gehen. "Holen Sie ihn 'raus und überprüfen Sie seine Papiere noch einmal", befahl der Offizier, wandte sich mit strahlendem Lächeln an Matti und sagte: "Alles in Ordnung, Sie haben Ihren Platz." Noch Jahre später hatte Matti Gewissensbisse wegen dieses Zwischenfalls.

Für Arnon und mich war es ein friedvoller Vormittag. Wir kauften im Hotelladen Geschenke für unsere Frauen und tranken gemütlich ein paar Gläser mit Imad Schakour und Abu Eischa. Imad machte sich Sorgen um seine beiden Brüder, die noch in Sakhnin in Israel lebten und die wieder einmal verhaftet worden waren, weil sie eine palästinensische Fahne gezeigt hatten. Ich freute mich, ihm berichten zu können, daß sie inzwischen freigesprochen und entlassen worden waren - bis zum nächsten Mal.

Imad war auch wütend auf die Maariv, weil sie einen Artikel über ihn gebracht hatte, der unkorrekt war. Ich schlug vor, er solle ihr einen Leserbrief auf Hebräisch schreiben. Ich versicherte ihm, daß nicht einmal die Maariv, ein sehr rechtes, araberfeindliches Abendblatt, der Versuchung widerstehen könne, einen solchen Brief zu veröffentlichen, den ihr ein enger Mitarbeiter

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