Sartawis Entscheidung

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Alles ging nach Plan. Die Bilder von unserem Treffen mit Arafat erschienen in Israel auf der ersten Seite aller Zeitungen und auf den Bildschirmen. Wir gaben Interviews, mein detaillierter Bericht erschien in der Haolam Hazeh und fand weite Verbreitung. Außenminister Itzhak Rabin erschien im Fernsehen, um das Treffen als "absoluten Tiefpunkt menschlicher Entwürdigung" zu bezeichnen, und jeder, der seinen Namen einmal in den Medien sehen wollte, forderte unsere strafrechtliche Verfolgung wegen aller erdenklichen Verbrechen.

Drei Wochen waren wir damit beschäftigt, über den dramatischen Wandel in der PLO zu sprechen und zu schreiben, als der Blitz einschlug. Die Nachrichtenagenturen meldeten, daß Issam Sartawi bei der Tagung des Palästinensischen Nationalrates in Algier einen Skandal verursacht habe. Er sei im Plenum gegen Arafat ausfällig geworden und dann hinausgestürmt, habe seinen Rücktritt erklärt, in einer Pressekonferenz die Führung heftig angegriffen und sich nach Paris begeben.

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Der 16. Kongreß des Palästinensischen Nationalrates fand nur drei Wochen nach unserem Treffen mit Arafat statt. Es waren schicksalhafte Wochen für die Palästinenserbewegung. Erst in den darauffolgenden Wochen und Monaten konnte ich mir das Bild der Ereignisse Stück für Stück zusammensetzen. Zunächst kam der Revolutionsrat der Fatah, das höchste Gremium dieser Organisation, zu einer Geheimsitzung zusammen. Dort wurden Arafat und Sartawi von einigen Leuten heftig angegriffen, weil sie mit Zionisten wie uns redeten. Diese Gespräche, so wurde vorgetragen, liefen geltenden Beschlüssen des Palästinensischen Nationalrates direkt zuwider; sie ließen nur Kontakte zu Israelis zu, die den Zionismus in Theorie und Praxis ablehnten. Arafat befand sich in der Minderheit. Die Mehrheit im Führungsgremium seiner eigenen Organisation erhob Bedenken gegen die Kontakte und untersagte ausdrücklich jedes weitere Treffen, das nicht im Voraus von der Organisation genehmigt worden war.

Diese Sitzung war ein Vorbote der Ereignisse, die im Laufe des Jahres folgen sollten, als eine Gruppe von Fatah-Funktionären und -Offizieren gegen Arafat "rebellierte" - eine von Syrien initiierte Aktion.

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